Essen.. Die massive Aufwertung des Schweizer Franken hat viele Kommunen an Rhein und Ruhr über Nacht um Millionenwerte gebracht.
Die massive Aufwertung des Schweizer Franken hat viele Kommunen an Rhein und Ruhr über Nacht um Millionenwerte gebracht. Weil Essen, Bochum, Mülheim und Gelsenkirchen erhebliche Teile ihrer Verbindlichkeiten vor Jahren in Franken umgeschuldet haben, stecken die ohnehin hoch verschuldeten Städte schon seit Jahren in der wechselkursbedingten Kreditklemme. Die von der Schweiz am Donnerstag überraschend beschlossene Abkoppelung des Franken vom Euro riss nun ein weiteres Loch in die städtischen Bilanzen.
Binnen Sekunden verlor allein Bochum weit über 30 Millionen Euro, weil der Euro gegenüber dem Franken zeitweilig um ein Viertel nachgab. In Essen stieg der Buchverlust zeitweise sogar auf über 100 Millionen Euro. Bochums Kämmerer Manfred Busch sprach am Freitag gegenüber der WAZ von einem „schwerwiegenden Problem“. Zwar handele es sich derzeit um reine Bilanzverluste. Nach der Abkoppelung des Franken seien auf Dauer aber Realverluste unausweichlich.
Der Landtag greift das Thema auf
Bochum hat weit über zehn Prozent seiner Kredite in der Schweiz aufgenommen, 220 Millionen Franken. Essen sitzt auf Schulden von 450 Millionen Franken. Betroffen sind insgesamt 31 NRW-Kommunen, darunter Bottrop, Hattingen, Gladbeck, Recklinghausen, Herne, Siegen und Lünen. Der Steuerzahlerbund NRW geht davon aus, dass landesweit kommunale Fremdwährungskredite im Wert von ursprünglich 1,9 Milliarden Euro in Umlauf sind. Allein durch den Kurssprung vom Donnerstag dürfte dieser Betrag die Zwei-Milliarden-Grenze weit überschritten haben.
Pikant: Eigentlich wollten die Städte mit der Umschichtung ihre Zinslast senken. Der Plan ging zunächst auf, weil die Zinsen in der Schweiz anfangs niedriger lagen als im Euroraum. Jetzt hat sich der Effekt ins Gegenteil verkehrt. Der Steuerzahlerbund sieht sich bestätigt. „Der ganze Fall zeigt, dass Kämmerer von solchen Spekulationen lieber die Finger lassen sollten“, sagte Verbandssprecherin Bärbel Hildebrand der WAZ. In der kommenden Woche beschäftigt sich der Landtag mit dem Thema.