Berlin. Ein Doppelagent hat dem Bundesnachrichtendienst offenbar eine Liste mit den Namen von 3500 Agenten gestohlen. Er könnte sie bereits verkauft haben.
Der mutmaßliche US-Spion beim deutschen Auslandsgeheimdienst BND hat eine Liste mit Klar- und Decknamen Hunderter Agenten an befreundete US-Dienste weitergegeben. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur spricht aber derzeit nichts dafür, dass der Mann die Liste auch an andere Geheimdienste etwa in Russland oder China verkauft habe. Der Bundesnachrichtendienst (BND) wollte sich am Mittwoch auf Anfrage mit Hinweis auf das bei der Bundesanwaltschaft laufende Ermittlungsverfahren nicht zu den neuen Erkenntnissen äußern.
Die Agenten von der Liste seien für die Abteilung "EA - Einsatzgebiete/Auslandsbeziehungen" tätig gewesen, berichtete die "Bild-Zeitung" unter Berufung auf Sicherheitskreise. Die als "streng geheim" eingestufte Liste gebe den Stand der Agenten-Namen der Abteilung zum Jahresende 2011 wieder.
Es sei noch nicht klar, ob der aufgeflogene Spion die Liste an einen anderen Geheimdienst verkauft habe, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Ermittlerkreise weiter. Die BND-Pressestelle war in der Nacht für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Er soll Dokumente aus US-Geheimdienst verkauft haben
Dem Zeitungsbericht zufolge hatte der Mann die Namensliste zu Hause auf einer privaten Festplatte gespeichert, die bei einer Durchsuchung im Sommer sichergestellt wurde. Der Datenträger sei erst jetzt systematisch ausgewertet worden. Dem beim BND enttarnten Spion wird vorgeworfen, binnen zwei Jahren 218 Dokumente an US-Geheimdienstler verkauft zu haben.
Der Bundesnachrichtendienst beschäftigt nach eigenen Angaben rund 6500 hauptamtliche Mitarbeiter. Die Abteilung EA versorgt demnach unter anderem die Bundeswehr bei Auslandseinsätzen mit Informationen zum Schutz deutscher und alliierter Soldaten. (dpa)