Riad/Kairo. .

Noch am Donnerstag hatte Saudi-Arabien das Attentat in Paris „als feigen Terrorakt, der gegen den wahren Islam verstößt“ verur­teilt. 24 Stunden später statuierte das ultrakonservative Königreich seine eigene Version des wahren Islam und ließ den Blogger Raif Badawi in Jeddah öffentlich auspeitschen. 50 Hiebe erhielt der 30-Jährige nach dem Freitagsgebet, wie Augenzeugen bestätigten. Der Geschlagene habe keinen Schmerzensschrei von sich gegeben. Badawi ist zu 1000 Peitschenschlägen verurteilt, die in den nächsten 20 Wochen alle acht Tage vollzogen werden sollen – was einem Todesurteil auf Raten gleichkommt. Das Gericht warf ihm vor, den Islam beleidigt und sich gegen die Autoritäten aufgelehnt zu haben.

Engster US-Verbündeter in der Region

Die USA hatten zuvor vergeblich an ihren engsten Verbündeten in der arabischen Region appelliert, diese inhumane, brutale und erniedrigende Körperstrafe auszusetzen. Badawi habe nur von seinem Recht auf Meinungsfreiheit und auf Religionsfreiheit Gebrauch gemacht, erklärte das US-Außenministerium.

Badawi hatte 2008 ein Online-Forum „Freie Saudische Liberale“ gegründet, was Debatten über religiöse und politische Themen anstoßen sollte. 2009 verhängten die Behörden ein Reiseverbot und beschlagnahmten sein Vermögen. Trotzdem rief er für den 7. Mai 2012 einen „Tag der saudischen Liberalen“ aus und forderte eine Diskussion über die Po­litisierung der Religion durch das geistliche Establishment. Vier Wochen später wurde er verhaftet.