Kairo/Saana.. Einer der Attentäter von Paris hatte auf der arabischen Halbinsel das Töten gelernt. Seit dem Jahr 2000 werden hier Al Kaida-Kämpfer ausgebildet.
Einer der Attentäter von Paris lernte das Töten im Jemen. 2011 hielt sich Said Kouachi offenbar für mehrere Monate bei Al-Kaida auf der Südspitze der Arabischen Halbinsel auf. Deren Kämpfer gelten als die gefährlichste Filiale des von Osama bin Laden gegründeten Terrornetzwerks.
Durch sie ist das bitterarme Land nun schon über ein Jahrzehnt lang Schauplatz schwerer Anschläge und spektakulärer internationaler Terrorpläne.
Hier lebte auch der in den USA geborene Scheich Anwar al-Awlaki, der bis zu seinem Drohnen-Tod mehrfach zum Mord an Mohammed-Karikaturisten aufrief, ebenso wie das Online-Magazine „Inspire“ der jemenitischen Extremisten. „Gesucht, tot oder lebendig, für Verbrechen gegen den Islam“, hieß es Anfang 2013 in dem Mordaufruf gegen Stéphane Charbonnier, den Chefredakteur von „Charlie Hebdo“.
Drohneneinsatz wie in Pakistan
Blutiger Auftakt für Al Kaida im Jemen war im Oktober 2000 eine Motorboot-Attacke auf den amerikanischen Zerstörer USS Cole, der im Hafen von Aden aufgetankt wurde. 200 Kilogramm Sprengstoff rissen ein gewaltiges Loch in den Schiffsrumpf. 17 Seeleute starben, 39 wurden verwundet.
Im Februar 2006 gelang es 23 Terroristen, sich aus dem Hochsicherheitsgefängnis von Sanaa zu befreien. Unter Führung des charismatischen Nasir al-Wuhayshi, der auch zu den Geflohenen gehörte, begann sich Al Kaida neu zu organisieren. Stellvertreter wurde der Saudi Said al-Shihri, der sechs Jahre in Guantánamo gesessen hatte. 2013 starb er durch eine Drohne. Ihr neues Terrorbündnis für Jemen und Saudi-Arabien hatten die beiden „Al Kaida auf der Arabischen Halbinsel“ genannt.
Seit 2009 tötet Al Kaida im Ausland
2009 verlagerte die Al Kaida-Führung ihren Verbrechen dann erstmals ins Ausland. Im August 2009 versuchte ein Attentäter, den heutigen saudischen Innenminister Prinz Mohammed bin Nayef mit im Enddarm verstecktem Sprengstoff zu ermorden. Vier Monate später folgte ein Attentatsversuch auf einen US-Airbus, der sich im Anflug auf Detroit befand.
Im Oktober 2010 verschickten die Bombenbastler aus Jemen zwei mit Dynamit präparierte Druckerpatronen per Luftfracht an jüdische Gemeinden in den USA. Sie sollten offenbar die Flugzeuge über dem Atlantik zum Absturz bringen, doch der Terrorplan wurde entdeckt. Ein Jahr später eroberten die Extremisten mehrere Landstriche entlang der Küste zum Golf von Aden, aus denen die Armee sie erst unter hohen Verlusten wieder vertreiben konnte.
Beide Geiseln erschossen
So liegt die Zahl der US-Drohnenangriffe im Jemen laut „Long War Journal“ seit drei Jahren gleichauf mit den Einsätzen in Pakistan. Dennoch steigt die Zahl der Terrorattentate weiter, allein im ersten Halbjahr 2014 verloren die jemenitische Armee und Polizei 374 Männer.
Erst kürzlich machten die Extremisten Schlagzeilen, als im Dezember ein US-Einsatzkommando der Navy Seals erfolglos versuchte, einen US-Fotografen und seinen südafrikanischen Schicksalsgenossen aus den Fängen von Al Kaida zu befreien. Beide wurden von ihren Geiselnehmern erschossen.