Paris. Bei einem Terroranschlag mutmaßlicher Islamisten auf das religions- und besonders islamkritische französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ sind am Mittwoch mindestens 12 Menschen getötet worden.


Unter den Opfern des mutmaßlich islamistischen Überfalls auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in Paris waren zwei Polizisten, die zum Schutz der Redaktion abgestellt waren. Elf weitere Personen seien verletzt worden, vier von ihnen schwer, teilte die Pariser Staatsanwaltschaft mit.

Mindestens zwei Täter drangen am späten Vormittag mit Kalaschnikow-Maschinenpistolen und einem Raketenwerfer während einer Konferenz in die Redaktionsräume ein und ermordeten neben anderen vier prominente Zeichner. Unter den Toten ist Redaktionsleiter Stéphane Charbonnier alias Charb, der unter anderem mit Mohammed-Karikaturen international bekannt wurde.

Nach Angaben von Ohrenzeugen sollen die Terroristen in perfektem Französisch gerufen haben: „Allah ist groß“, „Wir haben den Propheten gerächt“ und „Der Islamische Staat wird bestehen.“ Die Männer flohen in einem Kleinwagen – und gaben weitere Schüsse ab.

Präsident François Hollande ruft die Nation zur Einheit auf

Es ist der schwerste Terroranschlag in Frankreich seit Jahrzehnten. Präsident François Hollande rief die Nation zur Einheit auf. Er sprach von „Barbarei“ und einem „Schock für Frankreich“. Hollande berief eine Krisensitzung des Kabinetts ein. Seine Sozialistische Partei rief zu einem „Marsch der Republikaner“ auf. Der Rat der Muslime in Frankreich nannte den Terroranschlag „barbarisch“ und einen „Angriff auf die Demokratie und die Pressefreiheit“. Noch am Abend fanden in ganz Frankreich Trauer- und Solidaritätskundgebungen statt.

Im Großraum Paris riefen die Behörden die höchste Sicherheitsstufe aus. Tausende Polizisten fahndeten bis zum späten Abend fieberhaft nach drei Tätern. Das erste Fluchtfahrzeug wurde sichergestellt, die Männer flohen mit einem anderen Wagen weiter. Viele Menschen blieben aus Furcht vor den Terroristen in ihren Häusern.

Terroranschlag löste weltweit Betroffenheit aus

Im Internet kursieren Videos, die die Straße vor der „Charlie-Hebdo“-Redaktion im Osten der französischen Hauptstadt zeigen. Darauf sind zwei schwarz vermummte Männer zu erkennen, die offenbar unaufgeregt und sehr zielgerichtet agieren. Ein Täter geht mit einem Schnellfeuergewehr auf einen bereits auf dem Bürgersteig liegenden Polizisten zu, der um Gnade bittet. Der Mann tötet ihn mit einem Kopfschuss. Sicherheitsbehörden in Frankreich und Deutschland gehen davon aus, dass es sich bei den kaltblütig agierenden Tätern um erfahrene Kämpfer handelt. Möglicherweise hätten die Männer schon in Syrien oder im Irak gekämpft und gemordet.

Erst am Mittwoch war die aktuelle Ausgabe von „Charlie-Hebdo“ erschienen. Das Titelbild des Wochenmagazins zeigt den Schriftsteller Michel Houellebecq, der derzeit mit dem Roman „Soumission“ (Unterwerfung) über ein Frankreich unter einem islamischen Präsidenten für Furore sorgt. Der Roman erschien ebenfalls am Mittwoch.

Der Terroranschlag löste weltweit Betroffenheit aus. „Diese abscheuliche Tat“ sei ein Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit, erklärte Kanzlerin Angela Merkel. US-Präsident Barack Obama bot Frankreich jede Hilfe an, „um diese Terroristen vor die Justiz zu bringen“.

„Charlie Hebdo“ war mehrfach wegen Mohammed-Karikaturen in die Kritik geraten. Bereits im November 2011 waren nach der Veröffentlichung einer „Scharia“-Sonderausgabe mit einem „Chefredakteur Mohammed“ die Redaktionsräume in Flammen aufgegangen. Die Internetseite war zudem mehrfach von Hackern angegriffen worden.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) sagte, die Sicherheitsbehörden des Landes seien nach dem Terroranschlag sensibilisiert und besonders wachsam. „Wir nehmen die Gefährdungslage sehr ernst. Es gibt jedoch bislang keine Hinweise auf konkret bevorstehende Anschläge in Deutschland“, so Jäger.