Las Vegas. .
Die Hände ruhen auf den Oberschenkeln, das Lenkrad bewegt sich sanft wie von Geisterhand. Langsam beschleunigt das Auto, um ein paar Minuten später ebenso gefühlvoll abzubremsen. Ein anderes Fahrzeug möchte auf die Autobahn einfädeln. Auf der weltgrößten Elektronikmesse CES präsentiert Autobauer Audi ein Fahrzeug, das selbstständig fährt. Ganz ohne Zutun des Fahrers. Und stellt fast schon nebenbei einen neuen Rekord auf. Der Wagen, ein Auto voller Technik auf Basis eines handelsüblichen A7, soll auf einer fast 900 Kilometer langen Tour beweisen, dass Selbstfahrer bereit für den Straßenverkehr sind. Auch BMW, Nissan und Google arbeiten bereits an ähnlichen Autos. Daimler präsentiert in Las Vegas einen Selbstfahrer, der sich fast nur mit Gesten und Berührungen steuern lässt. Bis zur Serienreife werden allerdings noch einige Jahre ins Land gehen. Nach Branchenschätzungen werden entsprechende Fahrzeuge 2020 oder „nicht vor 2030“ auf den Straßen fahren.
Wie funktioniert ein Selbstfahrer?
Die Fahrzeuge sind vollgestopft mit Assistenzsystemen. Einige davon kommen schon jetzt in Serienautos zum Einsatz oder sind eine Weiterentwicklung bestehender Technik. Radar- und lasergestützte Abstandsmesser sorgen für den nötigen Sicherheitsabstand, berechnen im Millisekundentakt die freie Strecke zum vorausfahrenden Fahrzeug. Sie reduzieren bei Bedarf das Tempo des Autos, beschleunigen, wenn die Straße frei ist. Kameras behalten die Straße im Blick, erfassen nicht nur, was vor dem Auto, sondern auch, was daneben und dahinter passiert; erkennen andere Autos und passen sich deren Fahrweise an. Sie schwimmen im Verkehr mit. Die Kameras erfassen Geschwindigkeitsbegrenzungen, weil sie Straßenschilder lesen können. Daten des Navigationsgerätes werden zur generellen Orientierung genutzt.
Wo hakt die Technik noch?
Das vorgestellte System von Audi gerät immer dann an Grenzen, wenn die Situation unübersichtlich wird, beispielsweise im Stadtverkehr. Dann bittet das Auto den Fahrer, die Kontrolle wieder zu übernehmen. Denn bislang bereitet den Herstellern der Faktor Mensch Probleme. Die Autos können eben noch nicht mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit vorhersagen, wie sich beispielsweise Fußgänger verhalten. Audi selber spricht deshalb auch von sogenanntem „pilotierten Fahren“. Die Technik entlaste den Fahrer bis zu einer Geschwindigkeit von rund 70 km/h Stunde, ganz auf ihn verzichten kann das System aber noch nicht.
Dieses Problem wollen die Hersteller mit dem Einsatz von Computertechnik meistern. Die Rechner müssen Situationen im Straßenverkehr blitzschnell erkennen und vorhersagen können. Laut Autobauer Daimler basiert diese Vorhersage „auf der aktuellen Situation sowie dem Rechenergebnis, dass sich die Situation in der nahen Zukunft möglicherweise ändert“. Wahrscheinlichkeitskalkulation inklusive.
Welche Technik kommt schon heute zum Einsatz?
Vor allem Fahrer größerer Limousinen kennen die oft kostspieligen Assistenzsysteme aus den Aufpreislisten der Hersteller. Eine aktive Geschwindigkeitsregelanlage – ein Aktivtempomat – betätigt nicht nur das Gaspedal, sondern hält automatisch den vorher eingestellten Abstand zum Vordermann. In Kombination mit einer Automatikschaltung nimmt ein solches System dem Fahrer gerade auf langen Autobahnfahrten viel Arbeit ab. Und kann sogar in brenzligen Situationen eine Notbremsung schneller einleiten, als es dem Fahrer möglich ist. Das System kennt nämlich keine Schrecksekunde.
Spurassistenten passen auf, dass das Auto nicht die vorher gewählte Fahrspur verlässt, warnen mit Vibration des Lenkrades und lenken notfalls leicht gegen. Und der Tote-Winkel-Assistent macht mit Blinklichtern und schrillem Warnton auf nebenan fahrende Autos aufmerksam, wenn der Fahrer beim Spurwechsel den Schulterblick vergisst.