Köln. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hat nach eigenen Angaben ein Netz von Helfern radikal-islamischer Terrormilizen aufgedeckt. In Köln und Umgebung seien neun Männer im Alter zwischen 22 und 58 Jahren festgenommen worden.
Das teilten die Staatsanwaltschaft Köln und die Bundesanwaltschaft mit. Mit Einbrüchen vor allem in Kirchen und Schulen sollen die Männer die Ausreise von kampfeswilligen Gesinnungsgenossen finanziert haben. Außerdem seien islamistische Kämpfer in Syrien unterstützt worden. Insgesamt waren 240 Polizisten im Einsatz, fast 40 Wohnungen wurden durchsucht.
Die Verdächtigen werden nicht beschuldigt, selbst Anschläge geplant zu haben. Gegen sieben von ihnen erließ ein Richter in Köln Haftbefehl. Die beiden andere sollten einem Richter des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe vorgeführt werden.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte, die Überwachung der bundesweit rund 230 bekannten gefährlichen Islamisten in Deutschland stelle eine enorme Belastung dar. Der Aufwand, diese sogenannten Gefährder immer im Blick zu halten, "geht an die Grenzen dessen, was die Sicherheitsbehörden imstande sind zu leisten".
Den im Raum Köln Festgenommenen wird die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat vorgeworfen. Die Einbrüche sollen sie in Köln und Umgebung begangen haben.
Gegen zwei Männer geht die Bundesanwaltschaft vor. Sie werden verdächtigt, die Terrormilizen Islamischer Staat (IS) und Ahrar al-Scham unterstützt und in Deutschland Kämpfer für sie angeworben zu haben. Der eine von ihnen, ein 58-jähriger Mann, ist pakistanischer Staatsbürger, der andere ist ein 31 Jahre alter Deutscher. Beide wurden im Großraum Köln festgenommen.
Der 58-Jährige soll zwei Kämpfer aus Deutschland nach Syrien geschleust haben. Außerdem soll er den Terrormilizen 3200 Euro und ein Transportfahrzeug beschafft haben. Dem 31-Jährigen wird vorgeworfen, mindestens drei Männer aus Deutschland dazu gebracht zu haben, sich dem terroristischen Dschihad in Syrien anzuschließen.
Nach Angaben des NRW-Innenministeriums ermittelte die Kölner Polizei seit Mai vergangenen Jahres verdeckt. Demnach geht es um insgesamt 44 Beschuldigte, überwiegend deutsche Staatsangehörige mit Migrationshintergrund. Die meisten von ihnen stammen aus Nordrhein-Westfalen, andere kommen aus Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Bayern. Einige Beschuldigte aus dem "radikalen salafistischen Spektrum" stehen nach Angaben der Kölner Staatsanwaltschaft im Verdacht, gefälschte Pässe und Geld für Dschihad-Kämpfer beschafft zu haben.
Der Kulturwissenschaftler und Islam-Experte Werner Schiffauer warnte dagegen vor Überreaktionen. "Die Öffentlichkeit ist im Moment so alarmiert, dass sie kaum noch in der Lage ist, differenziert hinzuschauen", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Wenn man die Gefahr durch die in Deutschland lebenden Salafisten übertreibe, spiele man den Radikalen gerade damit in die Hände. Die staatlichen Stellen stünden unter einem großen Handlungsdruck, möglicherweise geplante Anschläge schon im Vorfeld aufzudecken, sagte Schiffauer.