Hattingen. In der aktuellen Folge des Podcasts „Der Gerichtsreporter“ beschäftigt sich WAZ-Redakteur Stefan Wette mit Fall in Hattingen aus dem Jahr 1995.
Was für ein grausamer Mord: Als der Remscheider Klaus G. (31) sich in der Reha-Klinik Holthausen gerade vom ersten Mordanschlag erholt, schlägt der Täter erneut zu. Student Michael Dankert schleicht sich am 13. März 1995 ans Bett seines schlafenden Opfers und schlägt ihm mit einer Eisenstange auf den Kopf. Klaus G. hat keine Chance – er erliegt seinen tödlichen Verletzungen. WAZ-Redakteur Stefan Wette arbeitet den Fall jetzt noch einmal in der aktuellen Folge seines Podcasts „Der Gerichtsreporter“ akribisch auf.
Seit 35 Jahren sitzt Stefan Wette als Beobachter in Strafprozessen
Stefan Wette ist Gerichtsreporter der WAZ. Seit 35 Jahren sitzt er als Beobachter in Strafprozessen und schreibt Reportagen aus Gerichtssälen. Auch den Fall des Reha-Mörders hat er vor 25 Jahren begleitet. Für seinen Podcast hat er „die Tat in zwei Akten bis zur Vollendung“ noch einmal detailliert dargestellt.
Es ist ein Mord aus Eifersucht, der im Frühjahr 1995 in Hattingen und ein Jahr später auch im Prozess vor dem Essener Schwurgericht große Aufmerksamkeit erregt. Denn der hochintelligente Physik-Student Dankert nennt Klaus G. lange Zeit seinen besten Freund. Dabei will er die Freundschaft nutzen, um in der Nähe von G.s Freundin zu bleiben. Sie ist seine große Liebe – weiß davon aber nichts.
Kein Mord aus Leidenschaft, sondern aus Kalkül – hochpräzise
„Als sie schwanger wurde und das Pärchen heiraten wollte, schritt Dankert zur Tat, schlug auf Klaus G. ein. Der erste Versuch scheiterte, doch der Freund, schwere Hirnverletzungen, hatte das Gedächtnis verloren. Er konnte nicht sagen, wer auf seinen Kopf geschlagen hatte. Als er sich in der Hattinger Reha-Klinik immer besser erinnerte, schlug Dankert ein zweites Mal zu, vollendete den Mord“, so Stefan Wette im Podcast – und unterstreicht: „Kein Mord aus Leidenschaft, sondern aus Kalkül. Hochpräzise. Logisch wie eine Rechenmaschine.“
Soziale Kontakte hat er in seinem Leben kaum, nie eine feste Freundin
Im Prozess zeigt sich der Täter gefühlskalt. Er erklärt, dass die Indizien ihn zwar belasteten, dass sie ihn aber nicht überführen könnten. Den Täter bezeichnet er zudem als „dümmlich“ – er selbst wäre wohl cleverer vorgegangen.
Verbrechen-Podcast „Der Gerichtsreporter“
In dem Podcast „Der Gerichtsreporter“geht es um echte Kriminalfälle aus der Vergangenheit, die im Gespräch zwischen der Moderatorin Brinja Bormann und dem WAZ-Gerichtsreporter Stefan Wette lebendig werden.
Jederzeit können die Hörbeiträge von 20 bis 30 Minuten Länge über das Internet abgerufen werden. Zum Beispiel bei Spotify, bei Apple Podcasts und bei Deezer, oder auch kostenlos auf www.der-gerichtsreporter.de
Auf Youtube sind Gerichtsreporter und Moderatorin auf dem Channel „Der Gerichtsreporter“ gleichzeitig zu sehen.
Alle zwei Wochen gibt es montags eine neue Folge. Die nächste erscheint am 15. Juni.
Soziale Kontakte hat er in seinem Leben kaum, nie eine feste Freundin. Auch seine „Jugendliebe“ ist im Prozess überrascht, als sie von seiner Liebe erfährt. Sie hat das Verhältnis eher als eines „zwischen Bruder und Schwester“ gesehen.
„Mit der Logik der Juristen kann ich wirklich nichts anfangen, tut mir leid“
Als das Essener Schwurgericht Dankert am 5. Januar 1996 wegen Mordes und versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, kommentiert er die Entscheidung gegenüber Stefan Wette, als ginge es um einen Fremden, aber nicht um ihn. „Mit der Logik der Juristen“, sagte er, „kann ich wirklich nichts anfangen, tut mir leid.“
In der Haft fällt Dankert nicht weiter auf. Er, zu dessen Lektüre schon als Jugendlicher das Taschenbuch der Mathematik gehört, nimmt von der JVA Geldern aus das Fernstudium der Informatik an der Uni Hagen auf.
Nacht acht Jahren im Gefängnis werden erste Lockerungen geprüft
Nach acht Jahren im Gefängnis wird dann geprüft, ob erste Lockerungen zu verantworten seien. Denn die psychologischen Untersuchungen seien durchaus positiv ausgefallen. Nur schwer verdaut hat Michael Dankert indes, dass ihm der Computer weggenommen worden sei, nachdem Manipulationen daran aufgefallen sind.
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Am 4. Februar 2004 nimmt sich der inzwischen 38-jährige Täter das Leben. In seiner Haftzelle in Geldern schließt er Stromkabel an seinen Körper an, versetzt sich so den tödlichen Stromstoß. „Wie gekreuzigt lag er da, sagte mir damals der JVA-Leiter“, so Stefan Wette heute.