Duisburg. Joachim Kroll mordete 21 Jahre lang. Ein verstopftes Klo klärte 1976 die Mordserie auf. Ermittler fanden Kinderhand im Kochtopf. Eine Chronik.
Es war eine grauenvolle Verbrechensserie, die 1976 in Duisburg aufgedeckt wurde. Joachim Kroll tötete nicht nur mindestens acht Menschen, er aß auch ihre Überreste teilweise auf. Als „Menschenfresser von Duisburg“, wie die Boulevardpresse ihn taufte, ging der Mörder in die deutsche Kriminalgeschichte ein. In dem kostenlosen Podcast „Der Gerichtsreporter“ tauchen die Hörer in die Ermittlungen ein.
Stefan Wette ist Gerichtsreporter dieser Zeitung. Seit 35 Jahren sitzt er als Beobachter in Strafprozessen und schreibt Reportagen aus Gerichtssälen. In dem Podcast „Der Gerichtsreporter“ geht er wahren Kriminalfällen aus dem Ruhrgebiet nach. In der neusten Folge, die am Montag, 18. Mai, erschienen ist, werden die Akten zum „Menschenfresser aus Duisburg“ geöffnet.
„Der Menschenfresser aus Duisburg“: Wer war Joachim Kroll?
Als verschroben und abgedreht galt der Waschkauenwärter Joachim Kroll. Ein Einzelgänger. „Er war das sechste von neun Kindern eines Bergmanns und seiner Frau. Innerhalb der Geschwister galt er als unterentwickelt, war lange Zeit Bettnässer“, sagt Wette, der sich intensiv mit dem Fall befasst hat. „Das war ein unscheinbares Männeken, knapp über 1,60 Meter, schmächtig, aber unglaublich kräftig“, sagte auch ein mit dem Fall betrauter Kriminalhauptkommissar einst.
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Kroll blickte lediglich auf eine fünf Jahre lange Schulausbildung zurück. Psychologische Tests ergaben bei ihm einen Intelligenzquotienten von 76 – „das ist nicht weit vom Schwachsinn entfernt“, so Wettes knallhartes Urteil. Und trotzdem blieben seine Taten 21 Jahre lang unentdeckt.
Der „Menschenfresser aus Duisburg“: Die Festnahme im Sommer 1976
Das, was die Ermittler am Tag der Festnahme, dem 3. Juli 1976, mit dem 43 Jahre alten Joachim Kroll erlebten, trifft selbst den hartgesottenen Gerichtsreporter bis ins Mark. Ein Tag zuvor, war ein kleines Mädchen aus Laar verschwunden, die vier Jahre alte Marion Ketter. Fieberhaft suchten die Beamten nach dem Kind, fragten etwa in der Nachbarschaft. Auch bei Joachim Kroll. Aufgefallen war er den Ermittlern in einem ersten Gespräch nicht.
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Das Ermittlungsteam hielt sich am 3. Juli noch in der Friesenstraße auf, als plötzlich ein Mieter aus dem Nachbarhaus zu den Beamten lief. Die Toilette in seinem Haus sei verstopft, und das liege wohl daran, dass der Mieter Joachim Kroll „immer Kaninchen schlachte“ und den Abfall in der Toilette entsorge. Was, wenn es aber keine toten Kaninchen, sondern das gesuchte Kind war?
Der letzte brutale Mord: Eine Menschenhand im Kochtopf
So ganz wollten die Ermittler den Verdacht nicht wahr haben. Sie gingen erneut zu Kroll. Er öffnete die Tür. Der 43-Jährige war gerade dabei, sein Essen zuzubereiten. „Auf dem Herd köchelte eine Suppe. Die Fahnder hoben den Deckel an, sahen eine Gemüsesuppe mit Karotten, Kartoffeln und Zwiebeln – und mittendrin schwamm eine Kinderhand“, erzählt der Gerichtsreporter im Podcast.
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Dann fanden die Ermittler zerlegtes Menschenfleisch in Plastiktüten in Kühlschrank und Tiefkühltruhe. Daneben soll der 1,60 Meter große Joachim Kroll gestanden haben. Sachlich soll er erzählt haben: „Ich wollte wissen, wie Menschenfleisch schmeckt. Es schmeckte aber nicht.“
Joachim Krolls Geständnis
Kroll gab zu, das Kind am 2. Juli 1976 auf einem Spielplatz in der Nachbarschaft gesehen und angesprochen zu haben. Mit Schokolade lockte er sie in die Wohnung, in der er das Mädchen ermordete. „Und nur dem Zufall der verstopften Toilette hatten sie die Festnahme eines Serienmörders zu verdanken“, sagt Wette.
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So genau weiß niemand, wie viele Menschenleben Joachim Kroll auf dem Gewissen hat. „Er gestand zwar 14 Morde in 21 Jahren, meinte aber, es seien viel mehr.“ Am 5. Oktober 1979 begann das Duisburger Schwurgericht die Verhandlung gegen ihn. Von den 14 gestandenen Morden blieben in der Anklage elf Sexualmorde übrig. Das Schwurgericht reduzierte auch diese Taten auf acht vollendete und einen versuchten Mord. 151 Prozesstage benötigte die Kammer, bevor Richter Paul Georg Schimmann das Urteil verkündete. Lebenslange Haft für Joachim Kroll.
Joachim Kroll starb im Gefängnis
„Er darf nie mehr in Freiheit kommen“, hatte Richter Schimmann im Urteil betont. Damit behielt er Recht. Joachim Kroll starb am 1. Juli 1991 eines natürlichen Todes in der JVA Rheinbach, 15 Jahre nach seiner Festnahme.
Verbrechen-Podcast „Der Gerichtsreporter“
In dem Podcast „der Gerichtsreporter“ geht es um echte Kriminalfälle aus der Vergangenheit, die im Gespräch zwischen der Moderatorin Brinja Bormann und dem Gerichtsreporter Stefan Wette lebendig werden.
Jederzeit können die Hör-Beiträge von 20 bis 30 Minuten Länge über das Internet abgerufen werden. Zum Beispiel bei Spotify, bei Apple Podcasts und bei Deezer oder auch kostenlos auf der Homepage von „Der Gerichtsreporter“: www.der-gerichtsreporter.de. Auf der Videoplattform Youtube können Hörer Gerichtsreporter und Moderatorin auf dem Channel „Der Gerichtsreporter“ gleichzeitig sehen, sowie auf Instagram @der_gerichtsreporter. Alle zwei Wochen gibt es montags eine neue Folge. Die nächste erscheint am 1. Juni.