Am Niederrhein. In Folge 7 des Podcasts „An der Theke“ ist Barbara Hendricks zu Gast. Die Ex-Bundesumweltministerin spricht über Tränen, Shitstorms und Quoten.
Typisch Niederrhein, das sind Kopfweiden, Hanns Dieter Hüsch, Altbier. Zumindest wenn es nach meinem Kollegen Marcus geht. Typisch Niederrhein, das ist aber auch Barbara Hendricks. Wieso? Na, sie ist bodenständig, besonnen, hartnäckig. Und, ganz wichtig: „Niederrheiner sind alle sehr in ihre Heimat verliebt.“ Das passt ebenfalls zu ihr. Deshalb hat die SPD-Politikerin und Ex-Bundesumweltministerin aus Kleve zugesagt, um in der aktuellen Folge unseres Podcasts „An der Theke“ über ihre Heimat, aber auch über ihre politische Karriere zu sprechen.
Doch erstmal lassen wir es ploppen! Um dann, coronabedingt nur virtuell, mit einem Schumacher Alt anzustoßen. Unserem Gast schmeckt’s, wobei sie sonst eigentlich eher andere Biere trinkt… Im Anschluss wagen wir endlich den Blick zurück in eine Zeit, als Hendricks noch Lehrerin werden wollte. Allerdings, das verrät sie, hatte das Lehramtsstudium für sie eher „so einen Sicherheitsaspekt“. Mit der Zeit zog es sie jedoch immer stärker in die Politik, 2013 wurde sie schließlich Bundesumweltministerin. In diese Zeit fiel auch der tränenreiche Höhepunkt ihrer Karriere.
Tränen der Freude beim Pariser Klimaschutzabkommen
„Das waren mehr Tränen der Freude oder der Erleichterung“, beschreibt Hendricks den Moment, als sie 2015 das Pariser Klimaschutzabkommen mitunterschrieben hat. Doch wie blickt sie heute darauf, in Zeiten von Fridays For Future und Hochwasserkatastrophen? Hätte das Abkommen noch radikaler sein müssen? „Nein“, lautet ihre klare Antwort. „Es muss nur in die Umsetzung kommen.“ Dabei seien alle Länder gefragt, Deutschland befinde sich dabei schon auf dem richtigen Weg. Aber, das betont sie auch: „Dass es jungen Menschen nicht schnell genug geht, kann ich auch verstehen.“
Daher wünscht sich Hendricks vor allem eines: „Dass alle Bürgerinnen und Bürger über ihr Verhalten nachdenken.“ Sie selbst beispielsweise verzichtet in ihrem Privatleben auf Flugreisen, möchte anderen aber auch nicht das Fliegen komplett verbieten. Nur die Kurztrips für 29 Euro, das müsse nun wirklich nicht sein. Während ihrer Amtszeit als Bundesumweltministerin hat die Kleverin aber auch ihren „größten Shitstorm“ erlebt, bis heute hängen ihr die „Bauernregeln“ nach. Und auch die Auseinandersetzungen mit ihrem direkten Konkurrenten Roland Pofalla von der CDU waren alles andere als angenehm.
Barbara Hendricks profitierte von der Frauenquote
Ebenfalls ein Thema, das Hendricks beschäftigt: „Die AfD hat die ganze Atmosphäre im Bundestag verändert.“ Sorgen um den freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat macht sie sich dennoch nicht, immerhin sei „die Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger gefestigt in der Demokratie“. Nun steht die kommende Bundestagswahl kurz bevor, sie selbst aber wird erstmals nicht mehr antreten. So, wie Angela Merkel. Wie wird es ohne die beiden um den Frauenanteil in der deutschen Politik bestellt sein? Der Anteil der weiblichen Abgeordneten im Bundestag hat schon zuletzt abgenommen. Hendricks führt das zurück auf den geringen Frauenanteil bei der AfD, aber auch bei CDU/CSU und FDP könne von Geschlechterparität noch keine Rede sein. „Da müssen sie was dran tun“, ist ihre Meinung.
Die SPD hat dagegen bereits 1988 eine Quote eingeführt, von der auch Hendricks selbst profitiert hat. Denn ihren Wahlkreis gewann sie nie direkt und nur über die Liste konnte sie immer wieder in den Bundestag einziehen. „Ich bin eine Quotenfrau, aber das finde ich nicht schlimm“, hält sie fest. Denn: „Hätte es die Quote nicht gegeben, hätte ich meine Fähigkeiten niemals unter Beweis stellen können.“ Und was plant sie nun für die Zeit nach ihrer politischen Karriere? Eines steht für die Kleverin fest: Langweilig wird ihr nicht. Und am Niederrhein wird sie dann natürlich auch wieder häufiger unterwegs sein.
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