Am Niederrhein. In Folge 8 des Podcasts „An der Theke“ ist Andreas Deja zu Gast. Der Dinslakener hat 30 Jahre lang als Trickfilmzeichner bei Disney gearbeitet.

Andreas Deja flanierte bereits über Rote Teppiche, saß bei einer Preisverleihung neben dem weltberühmten Regisseur George Lucas und erhielt eine legendäre Auszeichnung. Ein echter Star also! Gut, er selbst war bislang noch auf keiner Kinoleinwand zu sehen. Dafür aber sein Scar aus „König der Löwen“, Dschafar aus „Aladdin“ oder Tigger aus „Winnie Pooh“. Sie alle hat er gezeichnet, hat sie zum Leben erweckt und auf die Leinwand gebracht. Andreas Deja war 30 Jahre lang Trickfilmzeichner bei Walt Disney und nun zu Gast im Podcast „An der Theke“. Was für eine Ehre!

 Um allerdings mit einem Star aus Los Angeles sprechen zu können, müssen wir als Gastgeber auch mal in den sauren Apfel beißen – oder besser, zu früher Stunde ein fruchtiges Bier trinken. Dank neunstündiger Zeitverschiebung ist es bei unserem Gast zum Start der Aufnahme 2 Uhr nachts (glücklicherweise hat er uns vorab versichert: „Ich bin eine Nachteule“) und bei uns 11 Uhr morgens (unglücklicherweise kann ich festhalten: Ich bin keine Frühschopperin). So stoßen wir dann zur wohl ungewöhnlichsten Bierstunde an, mit einem Pale Ale von Sierra Nevada und einem lauten „Cheers“.

„Das Dschungelbuch“ als lebensverändernde Erfahrung

Damit kommt zwar ausnahmsweise unser Bier nicht vom Niederrhein, unser Gast aber sehr wohl. Denn Deja ist in Dinslaken aufgewachsen, hat dort das Theodor Heuss-Gymnasium besucht und in der Lichtburg seinen allerersten Disney-Film gesehen: „Das Dschungelbuch“. Das sei für ihn eine „lebensverändernde Erfahrung“ gewesen, sagt er heute. Denn nach der Vorführung stand für den Elfjährigen fest, dass er Trickfilmzeichner bei Walt Disney werden wollte. Also schrieb er mithilfe seines Englischlehrers einen Brief an die Studios in L.A. und erhielt zwei Wochen später tatsächlich eine Antwort.

Andreas Deja aus Dinslaken zeichnet zwar nicht mehr für Walt Disney, kuratiert aber schon mal Ausstellungen im Walt Disney Family Museum in San Francisco – wie hier „Mickey Mouse: From Walt to the World
Andreas Deja aus Dinslaken zeichnet zwar nicht mehr für Walt Disney, kuratiert aber schon mal Ausstellungen im Walt Disney Family Museum in San Francisco – wie hier „Mickey Mouse: From Walt to the World" im Jahr 2019. © picture alliance/dpa | Barbara Munker

Als er den Brief mit dem Micky Maus-Logo in den Händen hielt, habe sein Herz richtig geklopft. Daran erinnert sich Deja lebhaft. Und auch den Inhalt des Briefes kann er noch wiedergeben. „Die Tipps waren wirklich gut“, sagt er. Zum Beispiel: „Bitte schick uns keine Zeichnungen von Micky Maus, Pluto oder Donald Duck, das können wir dir alles später beibringen.“ Vielmehr sollte er erst einmal Künstler werden, sollte Tiere im Zoo und Menschen im Alltag zeichnen. Er nahm sich die Hinweise zu Herzen, besuchte mit 14 Jahren seinen ersten Aktkurs. „Meine Eltern waren da ganz besorgt“, sagt er und lacht.

30 Jahre Trickfilmzeichner bei Walt Disney

Doch auch wenn seine Familie den Traum immer etwas belächelte, Deja selbst hatte immer folgende Einstellung: „Dass ich das unbedingt versuchen muss.“ 1980 kaufte er sich schließlich ein One-Way-Flugticket nach L.A., absolvierte dort die Ausbildung zum Trickfilmzeichner und wurde von Walt Disney eingestellt. Sein Traum war in Erfüllung gegangen! Doch im fernen Dinslaken hatte das zunächst noch niemand so recht begriffen. Erst als ein deutscher Fernsehsender über ihn berichtete und seine Mutter „beim Bäcker von Frau Bienemann“ darauf angesprochen wurde, „da war’s auf einmal gut“.

Andreas Deja hat sich in seiner Heimatstadt Dinslaken verewigt. Auf der Tonplatte neben der Stadtkirche ist seine berühmte Disney-Figur Scar aus „König der Löwen“ zu sehen.
Andreas Deja hat sich in seiner Heimatstadt Dinslaken verewigt. Auf der Tonplatte neben der Stadtkirche ist seine berühmte Disney-Figur Scar aus „König der Löwen“ zu sehen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Insgesamt 30 Jahre arbeitete Deja bei Walt Disney und in dieser Zeit erschuf er so einige, weltberühmte Figuren. Doch wie sieht eigentlich so ein Schaffensprozess aus? Eine grobe Idee stehe immer am Anfang, erklärt er, und daraus entstehe dann die finale Version. „Ich muss eine Figur entwickeln, die ich auch wirklich zeichnen mag“, betont er. Immerhin verbringt er viel Zeit mit ihr, muss sie unzählige Male aufs Blatt bringen. Als Einordnung: Pro Sekunde braucht es zwölf bis 24 Bilder. „Der aufregendste Moment ist dann, wenn man die Taste drückt und die Szene zum ersten Mal sieht.“ Da rast das Herz, jedes Mal.

Workshop in der alten Heimat Dinslaken

Kein Wunder, dass sich nach einem so intensiven Schaffensprozess irgendwann auch väterliche Gefühle für eine Figur einstellen. „Stolz spielt schon eine Rolle“, gibt er zu. Eine Lieblingsfigur hat er aber nicht, wobei er schon Roger Rabbit und Scar hervorheben kann. Scar, da war doch etwas… Genau, den Löwen sollten 30 Jugendliche im Jahr 2005 auch in einem Workshop am THG zeichnen, für den er extra angereist war. Und unter diesen 30 Jugendlichen war auch … ich! Ein kurzer Plausch aus dem Nähkästchen: Damals bekam ich einfach die bösen Augen nicht hin, woraufhin der Zeichner selbst den Stift in die Hand nahm.

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16 Jahre später verrät Deja auch, wieso es bei mir nicht klappen wollte: „Die Augenbrauen und das obere Augenlid kommen etwas runter, was ein bisschen die Arroganz zeigt.“ Ob arroganter Löwe, machtbesessener Herrscher oder liebenswürdiger Tiger – hier zeigt sich seine bis heute anhaltende Faszination für den Trickfilm: „Ich kann in sehr unterschiedliche Rollen schlüpfen.“ Die Geschichte eines Charakters berührte ihn sogar so sehr, dass ihm beim Zeichnen die ein oder andere Träne über die Wange kullerte. Um wen es sich dabei handelte und woran er aktuell arbeitet, wird an dieser Stelle allerdings nicht verraten. Denn das komplette Gespräch mit dem Star aus Dinslaken gibt’s in der aktuellen Folge unseres Podcasts „An der Theke“. Hören Sie doch mal rein!

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