Mainz. Nach schweren Unfällen oder bei Tumorbehandlungen setzen Gesichtschirurgen verstärkt auf digitale 3-D-Technik und körpereigene Transplantate.
Solche Hochleistungsmedizin rette immer mehr Leben bei größtmöglicher Lebensqualität und Ästhetik, teilte die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) in Mainz mit. Bei einem viertägigen Kongress wollten rund 500 Fachärzte bis zu diesem Samstag über neue Therapien diskutieren.
Beispielsweise könnten Transplantate vom Wadenbein mit 3-D-Technik passgerecht am verletzten Kopf eingesetzt werden, ohne dass es Folgeschäden fürs Bein gebe, sagte der Sprecher der Gesellschaft, Gerd Gehrke. «Ich hatte mal einen Patienten, der vier Wochen später wieder eine Bergwanderung gemacht hat.»
Die Chirurgen entnehmen die Körperteile mit Bohrschablonen so, dass sie genau in defekte Gesichtsteile passen. Körpereigenes Gewebe kann mit künstlichem Ersatz, der mit digitaler Hilfe geformt wird, ergänzt werden. Der Oberarzt Felix Koch erklärte: «3-D-Technik spart Zeit bei der Operation und ist präzise.» Die weltweit noch überaus seltene Verpflanzung kompletter Fremdgesichter dagegen sei mit gravierenden Einschränkungen, durchschnittlich kürzerer Lebenserwartung und sechsstelligen Kosten verbunden.
Der Leitende Oberarzt Bilal Al-Nawas stellte den Fall einer 51-jährigen Patientin mit einem fast kindskopfgroßen gutartigen Gesichts- und Schädeltumor vor. Nach dessen Entfernung hätten Operateure zur provisorischen Stabilisierung ein Titangitter eingesetzt. Nach einer Spiegelung der gesunden Kopfhälfte seien Implantate aus Kunststoff für Schädel, Augenhöhle und Jochbein mit einem 3-D-Drucker gedruckt worden. Schon zwei Wochen nach der erfolgreichen Operation sei die Frau wieder zu Hause gewesen.