Duisburg. . Uniklinik Essen und Panalytics-Team der Uni Duisburg-Essen suchen Betroffene, die sich an einer Pilotstudie für eine App beteiligen.

Die „Schaufensterkrankheit“ trägt ihren Namen nicht wegen der Vorliebe der Betroffenen für die Auslagen der Boutiquen. Die Patienten bleiben stehen, weil sie schon nach kurzen Gehstrecken ein stechender Schmerz in den Beinen quält. „Dabei hilft Gehen“, betont Dr. Julia Lortz. Die Oberärztin im Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum sucht deshalb Patienten, die als Teilnehmer einer Studie drei Monate lang die Wirksamkeit einer Smartphone-App erproben. Das Programm soll die Motivation steigern, durch Bewegung ihre Gehfähigkeit zu verbessern und eine Operation zu vermeiden.

Julia Lortz leitet die Angiologische Ambulanz der Essener Uniklinik. Dort werden Patienten mit Gefäßerkrankungen vorstellig, viele mit pAVK, der peripheren arteriellen Verschlusserkrankung. Das ist der medizinische Fachbegriff für die Schaufensterkrankheit. „Die Erkrankung ist unterschiedlich stark ausgeprägt“, berichtet die Oberärztin, „einige Patienten können noch bis zu zwei Kilometer weit gehen, andere gar nicht mehr, einige haben aufgrund der mangelnden Durchblutung schon offene Wunden an den Beinen.“

Durchblutungsstörungen zwingen Betroffene zum Innehalten.
Durchblutungsstörungen zwingen Betroffene zum Innehalten. © Friedhelm Zingler

Schlimmstenfalls wird eine Amputation unvermeidlich, wenn es nicht gelingt, die Blutversorgung durch Medikamente zu verbessern, oder die Aufweitung der Engstellen in den Blutgefäßen durch einen Katheter- Eingriff nicht mehr möglich ist.

Dabei ist längst belegt, das Gehen den Gesundheitszustand deutlich verbessern kann. „Auch die Leitlinien zur Behandlung sehen ein Gehtraining vor“, erklärt Julia Lortz, „Bewegung kann dazu führen, dass sich kleine Blutgefäße neu bilden und dann wie Umwege um die Engstellen funktionieren.“ Empfohlen werden mindestens dreimal 30, idealerweise dreimal 60 Minuten pro Woche.

Interdisziplinäres Panalytics-Team

Das Problem: Viele pAVK-Patienten sind auch deshalb erkrankt, weil sie Bewegungsmuffel sind. Neben Rauchen und falscher Ernährung ist das ein wesentlicher Risikofaktor. „Viele Patienten haben lange nicht auf sich geachtet, die Arzttermine sind vielfach zu kurz“, sagt die Ärztin, „wer nicht ohnehin motiviert ist, der macht kein Gehtraining“.

Hilft eine App, den inneren Schweinehund zu überwinden, reggelmäßig bis an die Schmerzgrenze zu laufen? Antworten auf diese Frage sucht die Uniklinik gemeinsam mit dem Panalytics-Team auf dem Duisburger Uni-Campus. „Wir untersuchen, wie digitale Helfer Menschen unterstützen können, einen gesunden Lebensstil aufzunehmen“, erklärt Dr. Katrin Paldán, Gesundheitswissenschaftlerin in der interdisziplinären Forschungsgruppe. „Die konkrete Anwendung macht das Projekt für uns interessant, als interaktive Gruppe interessieren uns solche Kooperationen“, sagt Paldán. Die App, entwickelt von Rocket Apes in Rüttenscheid und finanziert von der Stiftung Universitätsmedizin, erfassen die Studien-Teilnehmer ihre Gehleistung, der Vergleich mit anderen soll zusätzlich motivieren. Die Erfolgsaussichten für die Teilnehmer sind gut, betont Dr. Julia Lortz: „Schon nach drei Monaten zeigen sich signifikante Verbesserungen.“

>>>Info und Anmeldung für Patienten

Zur Teilnahme an einer dreimonatigen Studie, Beginn 1. September, suchen das Uniklinikum Essen (Westdeutsches Herz- und Gefäßzentrum) und das Panalytics-Team an der Uni Duisburg-Essen suchen Patienten, die an der sogenannten „Schaufenster-Krankheit“, im Volksmund auch Raucherbein genannt, leiden. Die Teilnehmer beteiligen sich an einem Gehtraining und nutzen dazu eine App, die in der Studie erprobt werden soll. Wer Interesse hat, kann sich melden per E-Mail unter: trackpad@uk-essen.de, telefonische Info in der Angiologischen Ambulanz, Tel. 0201/723 2234