Ingolstadt.. Draußen Hundegebell, drinnen der Ernst eines Prozesses: Die kaputte Wirbelsäule von Mops “Emma“ beschäftigt das Amtsgericht im bayerischen Ingolstadt. Die Besitzerin fordert von der Züchterin die Hälfte des Kaufpreises zurück. Ein Gutachten soll Klarheit bringen.
Im Sitzungssaal ging es ruhig und diszipliniert
zu, doch das Gebell einer ganzen Schar von Möpsen vor dem Ingolstädter
Amtsgericht war unüberhörbar. Auf dem Richtertisch lag eine tierische Sache. Es
geht um die kaputte Wirbelsäule von "Emma", einer inzwischen zweijährigen Mops-Hündin, die an Arthrose leidet und nur mit
Schmerzmitteln und Akupunktur ein einigermaßen erträgliches Leben führen kann.
Frauchen Aurelia Hofmann ist überzeugt, dass ihr grau melierter Liebling mit
einem genetischen Schaden geboren wurde und fordert von der Züchterin deshalb
700 Euro zurück - den halben Kaufpreis. In den Sitzungssaal des bayerischen
Gerichts durfte "Emma" am Montag freilich nicht mitkommen.
"Ich habe mich Hals über Kopf in den Hund verliebt", schilderte die
26-Jährige dem Zivilrichter die erste Begegnung mit "Emma" bei der Züchterin im
Sommer 2011. Erst als ihr Mops groß gewesen sei,
habe eine Röntgenaufnahme die schlimme Diagnose Arthrose ergeben. Trotz
Medikamenten humple "Emma" bei kaltem oder nassem Wetter.
Züchterin hat als Ausgleich neuen Mops angeboten
Mehrere Versuche, sich mit der Züchterin gütlich zu einigen, seien
gescheitert, sagte die Krankenschwester aus Nürnberg. Auf deren Angebot, ihr in
einigen Jahren einen anderen Mops aus ihrer Zucht
zu geben, habe sie nicht eingehen wollen. "Emma ist für mich ein
Familienmitglied", gab das Frauchen mit ernster Stimme zu Protokoll.
Die Züchterin sagte dem Gericht, alle Vorschriften eingehalten zu
haben. "Vater und Mutter von Emma waren erbtauglich", versicherte sie. Vor der
Übergabe an die neue Besitzerin seien alle sieben Welpen des Wurfes noch einmal
vom Tierarzt untersucht und für gesund erklärt worden. Die Züchterin aus dem
Raum Ingolstadt wollte vielmehr nicht ausschließen, dass "Emma" ihr Rückenleiden
durch zu frühe Beanspruchung bekommen haben könnte - etwa durch häufiges Hüpfen
aufs Sofa oder zu lange Spaziergänge mit Frauchen.
Mit Engelsgeduld versuchte Richter Olaf Grundmann anschließend,
Besitzerin und Züchterin, die sich im Sitzungssaal duzten, zu einer Einigung zu
bewegen. 500 Euro zurück lautete sein Kompromissvorschlag. Doch Aurelia Hofmann
bestand auf einem Sachverständigengutachten, das klären soll, ob die Arthrose
genetisch bedingt ist oder nicht.
Klägerin besteht auf Gutachten zu Mops
Da half nicht einmal die Ermahnung des Richters: "Sie müssen aber
auch an den Hund denken." Er meinte die bevorstehenden Untersuchungen von "Emma"
für das Gutachten. Schließlich wisse er als Katzenbesitzer, "dass es alles
andere als ein Spaß ist, zum Tierarzt zu gehen". Doch Frauchen blieb dabei: "Wir
wollen das Gutachten." Zahlt die Züchterin nicht doch noch in letzter Minute die
geforderten 700 Euro, kommt es nach Vorlage der Expertise erneut zur
Verhandlung.
Dazu werden dann wohl auch die zahlreichen Unterstützer der
streitbaren Besitzerin von "Emma" wieder kommen, an vorderster Stelle die
PR-Agentin Uschi Ackermann mit ihrem Mops. Für
ihren "Sir Henry" hatte sie schon einmal 1200 Euro erstritten, ebenfalls wegen
einer Krankheit des Vierbeiners. "Ich möchte Aurelia Hofmann unterstützen",
begründete Ackermann ihr Erscheinen.
Viele Mopszüchter beuteten die Muttertiere regelrecht aus, die
ständig Junge bekommen müssten. Sie seien nur aufs Geld aus, das Wohl der Tiere
sei ihnen gleichgültig. "Aber wir haben tolle Mopsfreunde, die uns
unterstützen", sagte Ackermann. Und beim Anblick der ganzen Schar von Möpsen vor
dem Gerichtsgebäude gab sich "Emmas" Frauchen nach der Verhandlung kämpferisch:
"Ich will Gerechtigkeit für Emma." (dpa)