Essen. Eine Mücken- oder Wespen-Plage ist in diesem Sommer in NRW wohl unwahrscheinlich. Dabei sollten wir uns über den Besuch der Insekten freuen.

Sommerurlaub an der Ostsee: Koffer eingeladen, Auto vollgetankt – und ab auf die Autobahn. Spätestens zum ersten Tankstopp war sie dreckig, die Windschutzscheibe. Massenhaft Insekten klebten dort, auch gerne außerhalb des Radius des Scheibenwischers. So war es zumindest vor rund 20 Jahren.

Und heute? „Heute können wir zwölf Stunden fahren und haben vielleicht ein paar Käfer auf der Scheibe“, erklärt Birgit Königs, Sprecherin des NABU NRW. Die Zahl der Insekten geht auch in NRW dramatisch zurück. Studien belegen: Die Masse an Insekten in Schutzgebieten ist um fast 80 Prozent geschrumpft. Eine Zahl, die der Entomologische Verein Krefeld bereits 2013 feststellte und sieben Jahre später vielleicht aktueller denn je ist.

Mücken und Wespen, in Sommermonaten sind sie auf vielen Balkonen und Terrassen dauerhafte Gäste. So zumindest die Theorie. Do ist das heute wirklich noch so? Die Zahl der Mücken und Wespen zu messen, sei schwierig, erklärt Königs. Doch gebe es Indizien, dass die Anzahl der Tiere abgenommen habe.

4.000 Mücken frisst die Zwergfledermaus pro Nacht

Da sind zum einen die Zwergfledermäuse: 4.000 Mücken frisst ein Tier pro Nacht. Vermehrt allerdings stellt der NABU fest, dass viele Jungtiere in Auffangstationen landen. „Die Jungtiere werden von ihrem Eltern abgeworfen“, erklärt Königs. „Weil sie nicht genug Nahrung finden.“

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Mücken allerdings sind nicht nur für Zwergfledermäuse eine wichtige Nahrungsquelle, sondern gehören zur Basis der Nahrungskette. Vögel, Schmetterlinge oder auch Spinnen sind auf die Tiere angewiesen.

Schmetterlinge hat der NABU erst vor Kurzem gezählt. Auch wenn die Ergebnisse des „Insektensommers“, bei dem Freiwillige mitzählten, noch nicht veröffentlicht sind, ist die Tendenz laut Königs klar: „Wir haben zwar mehr Meldungen, aber die Anzahl der Schmetterlinge ist sehr stark zurückgegangen.“

2020 wird in NRW wohl kein neues Wespen-Jahr

Auf ein neues Wespen-Jahr wie zum Beispiel 2018 oder 2019 müssen sich die Menschen in NRW wohl derzeit nicht einstellen. „Es sieht aus, als sei da alles im normalen Bereich“, sagt Königs. Zwar war es im Frühjahr erneut trocken und heiß, aber der Winter war warm und feucht. Also für Wespen „nicht optimal“. Denn so werden viele Nester vom Schimmelpilz befallen. „Wespen mögen es kalt und trocken im Winter“, sagt Königs.

Wie das NRW-Umweltministerium auf seiner Homepage mitteilt, stehen 52 Prozent der Wildbienen und Wespen „auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in NRW“. Nicht nur deswegen ruft NRW ein Bußgeld auf, „für das Fangen, Verletzen, Töten von Wespen sowie für die Beschädigung oder Zerstörung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten“. Die theoretische Strafe: 50.000 Euro.

Das Mücken-Aufkommen ist regional sehr unterschiedlich

Das Mücken-Aufkommen „ist lokal und von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich“, sagt Königs. Und so sind in der Nähe von sumpfigen und stehenden Gewässern sicherlich weiter Mücken zu finden. „Wie auch in Flussauen“, erklärt die Sprecherin des NABU. „Oder auch in einer offenen Wassertonne im Garten.“

Im städtischen Bereich allerdings „hat man gefühlt mit Mücken eher weniger Probleme“, sagt Königs. Auch hier sind es wieder Indizien. Doch wer heutzutage in der Stadt bei Nacht ein Fenster auf und das Licht anlässt, wird selten noch auf Mücken-Jagd gehen müssen. Auch das war vor 20 Jahren noch anders.