Witten. . Maria Terzakis bietet einen Service an, den es so im EN-Kreis noch nicht gab. Sie kümmert sich um Abholung, Kremierung und Beerdigung von Tieren.
Wenn ein geliebtes Tier stirbt, bleiben Herrchen und Frauchen oft in tiefer Trauer zurück. Es gibt keine Feier, die den Abschied leichter macht. Im Gegenteil: Häufig müssen sich die geschockten Besitzer noch beim Tierarzt entscheiden, was mit dem toten Hund oder der eingeschläferten Katze passieren soll. Es ist eine quälendes Dilemma: Dalassen – aber wo landet der Kadaver? Mitnehmen – doch wohin dann mit dem toten Liebling?
Bei dieser Entscheidung kann Maria Terzakis helfen. Die 27-Jährige ist Wittens erste Tierbestatterin, sie hat ihr Geschäft „Tatzenhimmel“ an der Geschwister-Scholl-Straße in Annen eröffnet. Sie hilft, den letzten Weg des Tieres würdig zu gestalten. Die Möglichkeiten dafür sind so vielfältig wie die Wünsche der Kunden: Von der Beerdigung auf dem Tierfriedhof bis zur Asche auf der Streuwiese, von der Urne im Rahmen bis zur Seebestattung. Und wer möchte, kann die Asche seines Lieblings in Diamanten verewigen.
„Da malt man sich ja das Schlimmste aus“
Ute Stieler war eine der ersten, die den neuen Service genutzt hat. Sie fand ihre Bordeaux-Dogge Debby tot in der Wohnung, als sie von der Arbeit kam. Das habe ihr völlig den Boden unter den Füßen weggezogen, erzählt die Annenerin. Aber eines war ihr klar: Den Hund beim Tierarzt abzugeben, kam nicht in Frage. „Das haben wir beim letzten Tier gemacht, und es war schrecklich beklemmend“, sagt die 49-Jährige.
Sie habe nicht gewollt, dass ihre Debby in die Tierkörperverwertung kommt. „Da malt man sich ja das Schlimmste aus.“ Sie entschied sich daher für eine Einzel-Kremierung der Dogge. Nach fünf Tagen war Debbys Asche wieder da. „Jetzt ist sie wieder bei mir. In anderer Form zwar, aber sie ist da“, sagt Ute Stieler traurig. Die Urne mit den eingravierten Pfoten steht im Wohnzimmer auf dem Schrank, mit Kerze, Engel und Blümchen. „Das ist ein beruhigendes Gefühl.“
Ähnlich ging es auch Tierbestatterin Maria Terzakis selbst. Als sie beim Tod ihres Hundes Moppelchen merkte, wie schwierig es ist, Hilfe zu finden, beschloss sie, sich mit dem Geschäft selbstständig zu machen – auch um Arbeitszeiten zu haben, die mit Kind und Familie besser zu vereinbaren sind als ihre Schichtarbeit als kaufmännische Angestellte. Das Gewerbe lag für sie nahe: Ihre Mutter ist Bestatterin – für Menschen. „Der Tod ist in unserer Familie kein Fremdwort.“ Mit ihrem Mann Christoph erstellte sie das Konzept für den „Tatzenhimmel“, suchte das Ladenlokal und eröffnete dann Ende letzten Jahres „das einzige Geschäft für Tier-Bestattungen im ganzen EN-Kreis“, wie sie sagt.
„Der Stein dient uns als Sicherheit“
Von entsprechend weither kommen die Kunden. Aus dem ganzen Ruhrgebiet reisen sie an. In den meisten Fällen bietet Maria Terzakis ihnen den Service, das tote Tier abzuholen, zu lagern – falls nötig – und zur Verbrennung zu fahren. Das geschieht meist noch am gleichen Tag. Nicht ganz einfach, denn das nächste Tier-Krematorium liegt in Wesel. Dort wird der Leichnam eingescannt und zusammen mit einem nummerierten Schamottstein verbrannt. „Der Stein dient uns als Sicherheit, dass die Asche, die wir bekommen, wirklich von dem einen Tier ist“, erklärt die Bestatterin.
Die Asche holt sie wieder ab. „Der Besitzer kann sie dann vergraben, in einer Urne aufstellen oder an einer Stelle seiner Wahl verstreuen.“ Am Krematorium etwa gibt es dafür eine schöne Streuwiese. Ein Verein, mit dem die Terzakis’ zusammenarbeiten, bietet zudem auch Seebestattungen an. Möglich ist auch, eine Abschiedsfeier mit Aufbahrung im Krematorium zu buchen. „Dann sieht man anschließend aber die Flammen lodern“, erklärt die Wittenerin. „Das muss man wollen.“
Bei 90 Euro geht es los
Wer das alles zu aufwändig findet, der kann eine Gemeinschaftskremierung in Auftrag geben. Bei der werden mehrere Haustiere zusammen verbrannt und verstreut. „Und wenn jemand eine Erdbestattung auf dem Tierfriedhof wünscht, dann vermitteln wir das auch.“ Bei all dem sei es übrigens egal, ob es sich bei dem Tier um Hund, Katze, Maus, Schlange, Echse oder Pferd handelt. Allerdings: „Pferde werden in den Niederlanden kremiert – und dann sind wir auch schon bei der Einschläferung dabei.“ Denn dabei bräuchten die Besitzer oft eine starke Schulter.“
Billig ist das alles nicht: Bei 90 Euro für die Sammelkremierung eines kleinen Tiers geht es los. Die Einzelverbrennung eines 40 Kilo Hundes kostet schon 350 Euro, beim Pferd können es 2000 werden. Dazu kommen die Urnen und eventuelle Sonderwünsche wie Schmuckanhänger für die Asche oder eben der gepresste Diamant. „Ich weiß, das ist viel Geld“, sagt Ute Stieler, die sich für eine Einzelkremierung entschieden hat. „Aber das war es mir wert.“ Denn Debby sei mehr gewesen als nur ein Hund. „Sie war ein Familienmitglied.“
Kontakt: Tel. 02302 / 5855333, Mobil: 0178 / 8293906.
www.tatzenhimmel-tierbestattungen.de
>>>KEIN STÄDTISCHER TIERFRIEDHOF IN SICHT
Tierbestatterin Maria Terzakis begrüßt die Pläne für die Einrichtung eines Tierfriedhofs in Witten. „Das wäre für viele eine große Erleichterung.“ CDU und SPD hatten die Verwaltung im November beauftragt zu prüfen, ob das Gelände hinter dem städtischen Friedhof Heven dafür in Frage kommen würde.
Auf Nachfrage erklärt die Stadt dazu, dass die Prüfung noch nicht abgeschlossen sein. Es sei aber nicht davon auszugehen, dass die Kommune selbst einen Tierfriedhof betreiben werde. Einem privaten Betreiber könne aber nicht – wie in dem Prüfantrag vorgeschlagen – eine verlässliche Begräbniskostentabelle vorgegeben werden. „Der wird sich dann natürlich an marktüblichen Preisen orientieren“, so Sprecherin Lena Küçük.
Sollte ein privater Betreiber gefunden werden, hänge das weitere dann davon ab, ob er eine öffentliche Grünfläche oder ein eingezäuntes Gewerbe anbieten wolle. Küçük: „Die Stadtverwaltung prüft alle denkbaren Szenarien.“