Essen. Fleißig waren die Täter. Und dreist. Per Telefon sollen drei Angeklagte von älteren Menschen rund zwei Millionen Euro ergaunert haben. Laut Anklage gaukelten sie ihnen vor, an Internet-Gewinnspielen teilgenommen zu haben.
Nur schleppend kommt das Verfahren in Gang. Die Verteidiger rügen die Besetzung des Gerichtes, stellen Befangenheitsanträge oder kritisieren, dass Staatsanwalt Jörg Menard bei einem ihrer Anträge angeblich die Augen verdreht habe. Immerhin: Am zweiten Prozesstag verliest er vor der XV. Strafkammer die Anklage.
Ab Oktober 2009 saßen die Angeklagten mit ihrer Firma zunächst am Flachsmarkt, ab März 2010 am Kopstadtplatz. Telefoniert wurde dort, aber schnell häuften sich bundesweit Anzeigen gegen die Firma. Polizei und Staatsanwaltschaft schalteten sich ein, hörten Telefone ab, schleusten verdeckte Ermittler ein. „EK Teleflachs“ nannten sie die Ermittlungskommission.
Telefoniert wurde tatsächlich viel nach den Erkenntnissen der Fahnder. Laut Anklage sollen die drei Angeklagten, Ahmet A. (35) aus Dortmund sowie die Duisburger Oktay A. (37) und Markus M. (43), Adresslisten von Lotteriegesellschaften angekauft haben. Vor allem die Daten älterer Menschen sollen sie interessiert haben. Call-Center-Agenten hätten dann die Senioren angerufen und ihnen vorgespiegelt, sie hätten an einem kostenlosen Gewinnspiel im Internet teilgenommen und die Kündigungsfrist versäumt. Für 89,85 Euro könnten sie aber doch noch aussteigen.
Tatsächlich, so Staatsanwalt Menard in seiner Anklage, hatten die Angerufenen in keinem Fall an einem derartigen Gewinnspiel teilgenommen. Mit einem Trick sollen die Angeklagten sich die Kontodaten der Angerufen erschlichen haben. Per Lastschrift hätten sie bei 47 000 Bürgern die 89,85 Euro abgebucht. Ein Teil der Kontoinhaber widersprach und buchte zurück. Trotzdem blieben laut Anklage rund zwei Millionen Euro Gewinn für die Angeklagten.
Dass dem Trio der Gewinn bewusst war, das glauben die Ermittler auch mit abgehörten Telefonaten belegen zu können. Da sollen die Angeklagten sich als „die größten Betrüger Deutschlands“ bezeichnet haben. Das Gericht hat vorerst 15 Sitzungstage bis in den Dezember terminiert.