Essen. Uniformen trugen sie, zeigten einen Durchsuchungsbefehl und luden ihre Pistolen durch. Alles nur, um einen Wuppertaler zu bestrafen, der mit einer Bekannten von ihnen Schluss gemacht hatte. Vor dem Landgericht legten die beiden Angeklagten Geständnisse ab.

Man muss nicht unbedingt verstehen, warum die Altenessener Clique um die beiden Angeklagten gerade auf diesen Tatplan kam. Hintergrund war wohl der Kummer einer 18-Jährigen, die den Wuppertaler im Internet bei „knuddels.de“ kennengelernt hatte. Doch schon nach wenigen Wochen machte er Schluss. Fortan erzählte sie wohl fälschlich ihren Freunden, er habe sie vergewaltigt, Anzeige wolle sie aber nicht erstatten.

So beschloss die Clique bei einem Grillabend, dem Wuppertaler eine Abreibung zu verpassen. Am frühen Morgen des 14. Juni 2009 fuhren sie mit zwei Autos los. Auf einem Parkplatz bekam ein Auto ein falsches Kennzeichen. Die beiden Angeklagten, 23 und 28 Jahre alt, hatten Bundeswehruniform mit Waffenholster an, schwarze Stiefel und eine Armbinde mit der Aufschrift „MP - Feldjäger im Dienst“.

Sie klopften an. Als ihnen die Tür von einem Freund des Wuppertalers geöffnet wurde, präsentierten sie einen amtlich wirkenden, aber am Computer selbst erstellten „Durchsuchungsbefehl“ wegen des Verdachts auf sexuelle Belästigung. Einem sachkundigen Leser wäre wohl aufgefallen, dass Staatsanwalt Kali keinesfalls, wie dort geschrieben stand, „Ermittlungen im Zivilrecht“ durchführt. Laut Anklage geriet der weitere Auftritt der „Feldjäger“ eindrucksvoll. Beide sollen ihre Waffen durchgeladen haben. Der Wuppertaler hörte, sein Ge­hirn werde „gegen die Wand spritzen“, was auf der weißen Wand nicht gut aussähe. Obwohl die Angeklagten gar nicht der Bundeswehr angehören, gab es für das Opfer keinen Zweifel an der Echtheit.

Den Inhalt der Schränke und Mülleimer leerten die Angeklagten auf dem Boden aus, konfiszierten ein Messer mit Adlergravur als „Nazi-Symbol“. Zum Schluss fragte der selbst ernannte Feldjäger noch nach Rauschgift. Schon bekam er ein bisschen Marihuana in die Hand gedrückt.

Jetzt lautet die Anklage vor der VI. Strafkammer auf schwere räuberische Erpressung, weil sie Messer und Rauschgift mit Waffengewalt erbeutet hatten. Ob nicht eher der Rachefeldzug im Vordergrund stand? Am Freitag wird der Prozess fortgesetzt.