Essen. Ein gewisser Kunstverstand ist wohl hilfreich, um die Einbruchserie hinzulegen, die den sechs Angeklagten vor dem Landgericht Wuppertal vorgeworfen wird. Und eine gewisse Dreistigkeit: Selbst ein Bischofsstab aus der Werdener Basilika zählt zur Beute.
Die Angeklagten - fünf Polen, davon drei aus Düsseldorf, sowie ein deutscher Ingenieur aus Düsseldorf - tragen wenig zur Aufklärung bei. Sie schweigen am Donnerstag zum Prozessauftakt. Dabei hatte sich das Bistum in Münster viel von ihrer Aussage versprochen. Ausgerechnet den Bischofsstab und das Altarkreuz des früheren Bischofs von Münster, Clemens August von Galen, sollen der Hauptangeklagte Dariusz S. (35) aus Rath und der Pole Damian K. (23) am 29. Juni 2009 gestohlen.
Stab aus Werdener Basilika gestohlen
Beide Gegenstände waren damals für eine Ausstellung in der Basilika St. Ludgerus in Werden ausgeliehen. Die Diebe ließen sich laut Anklage abends in der Kirche einschließen, öffneten mit einem Glassauger die Vitrine und verschwanden nachts unerkannt. Viel Glück hatten die Diebe offenbar nicht. Sie sollen Stab und Kreuz ihren Hehlern in Deutschland angeboten haben, die aber abwinkten. Dann habe einer der Angeklagten beides mit nach Polen genommen und dort angeboten. Ob sich in diesem katholischen Land Abnehmer fanden für das Diebesgut aus einem Gotteshaus, ist unbekannt. Aufklärung über den Verbleib kommt von den schweigenden Angeklagten nicht.
Sie haben auch größere Probleme als den Diebstahl in der Kirche. Dariusz S. ist nach Ansicht der Ermittler, die lange Zeit bei Telefonaten und anderen Gesprächen in der Szene mitgehört hat, der Kopf einer professionellen Einbrecherbande, die vor allem in Remscheid und Düsseldorf aktiv war. Juweliergeschäfte, Goldschmiedebetriebe, aber auch Privathäuser seien von den Bandenmitgliedern, manche reisten zur Tat extra aus Polen an, ausbaldowert und ausgeräumt worden. Der Schaden erreichte in manchen Fällen mehrere Hunderttausend Euro. Einige der Gemälde und Schmuckstücke fand die Polizei bei dem Ingenieur in seiner Wohnung im nobleren Ortsteil Mörsenbroich.
Überfall in Düsseldorf nicht mehr ausgeführt
Der 54-Jährige, der auch als Sachverständiger auftritt, wies in einer Erklärung seiner Anwälte jede Schuld von sich. Er sei Sammler von Schmuck und Bildern und habe von der kriminellen Herkunft der Stücke nichts gewusst.
Ebenso wies er den Vorwurf zurück, er habe etwas mit dem geplanten Überfall auf einen Kö-Juwelier zu tun. Weil sie in dessen Privathaus im Düsseldorfer Zooviertel einen gut gefüllten Tresor vermutete, soll die Bande überlegt haben, ihn vor dem Haus zu überwältigen. Zur Ausführung kam es nicht, die Polizei griff ein.