Dortmund. .
Einen schlimmeren Vorwurf kann man einem Gastwirt wohl kaum machen: Der 68-Jährige soll, so hatte ihm die Staatsanwaltschaft vorgeworfen, die Sparklub-Kasse in Höhe von 18 000 Euro geplündert haben. Nach vier Prozesstagen wurde der Dortmunder gestern im Amtsgericht freigesprochen.
Es war ein Indizienprozess, in dem sich das Blatt im Laufe des Verfahrens zugunsten des früheren Wirtes der alteingesessenen Kneipe in Nette wendete. „Es ist kein Freispruch wegen erwiesener Unschuld. Aber man kann sagen: Es spricht mehr für als gegen Sie“, erklärte der Vorsitzende Richter des erweiterten Schöffengerichtes Sebastian Hans und fügte hinzu: „Zu Beginn des Hauptverfahrens hat nur wenig für Sie gesprochen.“
Auch Staatsanwalt Ümit Görgün hatte zuvor Freispruch beantragt. „Die Indizien, die für den Angeklagten sprechen, überwiegen.“ Und auch, wenn es Merkwürdigkeiten an der Schilderung des Gastwirtes gibt, der behauptet, er sei in der Nacht zum 3. Dezember 2009 von unbekannten Gästen in den Festsaal gelockt und dort mit k.o. Tropfen schachmatt gesetzt worden: Nach dem toxikologischen Gutachten sei die Version des Gastwirtes nicht auszuschließen. „Ich weiß nicht, was damals passiert ist. Und deshalb bin ich von der Schuld des Angeklagten nicht überzeugt.“
Forderte schon der Vertreter der Anklagebehörde Freispruch, musste Verteidiger Rechtsanwalt Uwe Prein nicht mehr allzu viele Worte verlieren. Doch eines, so sagte Prein in seinem Plädoyer, sei seinem Mandanten wichtig: „Er hat nichts gegen ausländische Mitbürger und hat auch früher schon viele türkische Hochzeiten ausgerichtet. Er hat nur etwas gegen Leute, die Krawall machen und von denen Ärger droht – egal, um welche Nationalität es sich handelt.“ Dabei spielte der Verteidiger auf die Zeugen an, die nicht verstanden, dass der Wirt spätabends noch fremden Gästen die Tür öffnete. Das sei absolut unüblich für den eher misstrauischen Mann.
Auch müsse man bedenken, dass sein Mandant jahrelang ohne Fehl und Tadel die Kasse des Sparklubs geführt habe. Und dass niemand gewusst haben konnte, wo das Geld versteckt war – nämlich in der Tiefkühltruhe – habe sich ja im Verfahren auch anders herausgestellt: Wenn schon den Sparern auffiel, dass die Scheine eiskalt waren, so habe sich das auch in ganz Nette schnell herumgesprochen. Bevor das Gericht den Gastwirt freisprach, sagte der in seinem letzten Wort etwas rätselhaft: „Es tut mir leid.“