Essen. Sie gelten als die Köpfe der Organisation, die von einer Essener Teestube aus Marihuana verkaufte. Jetzt wird ihnen der Prozess gemacht.
Mehmet E. gilt als Kopf einer Organisation, die innerhalb von eineinhalb Jahren laut Anklage mit Marihuanahandel einen Ertrag von 1,36 Millionen Euro gemacht hat. Zentrum der Drogenverkäufe soll eine äußerlich verwahrloste Teestube in der Haus-Berge-Straße 84 im Essener Stadtteil Borbeck gewesen sein, die er geführt haben soll. Belastet wird der 39-Jährige am Donnerstag zum Prozessauftakt vor allem von seiner mitangeklagten Ehefrau. Sie spricht vor der XXV. Essener Strafkammer von einem 13 Jahre dauernden Martyrium ihrer Ehe mit ihm.
Mehmet E. schweigt zunächst. So halten es auch die weiteren Mitangeklagten, 37 und 43 Jahre alt, die wie er in Bingöl geboren sind. Diese kurdisch-türkische Stadt ist seit Jahrzehnten Herkunftsort von Drogendealern, in letzter Zeit war es allerdings ruhig geworden.
Mitangeklagte Ehefrau berichtet von Schlägen
Die 34 Jahre alte Ehefrau von Mehmet A., die sich wegen Beihilfe zum Drogenhandel in 46 Fällen verantworten muss, ist dagegen in Gelsenkirchen geboren. Ihre Geschwister sollen alle ordentliche Berufe gelernt haben. Einer ist Handwerksmeister, andere haben studiert.
2005 lernte die Angeklagte ihren Ehemann kennen. Schnell heirateten sie, ein Kind kam. Von Anfang an, so erzählt sie, habe er sie geschlagen. Ihre Versuche, sich von ihm zu trennen, seien gescheitert. Er habe auch den Kontakt zu ihrer Familie unterbunden.
Schwunghafter Verkauf von Marihuana
Schon immer habe er was mit Drogen gemacht, berichtet sie auch. Hinweise auf Mehmet E. hatte die Polizei Anfang 2017 bekommen. Aus seiner Teestube in der Haus-Berge-Straße werde schwunghaft Marihuana verkauft. Kriminalistische Alltagsarbeit begann. Die Teestube wurde observiert, auch die Wohnung des Ehepaares im benachbarten Stadtteil Gerschede. Telefonate hörten die Beamten mit.
Schnell bekamen sie mit, dass in der Teestube kein Mangel an Gästen war. Einige blieben aber nur für zwei Minuten, kauften offenbar schnell kleinere Mengen Marihuana. Es sei dort zugegangen wie in einem Drive In, meinte mal ein Beamter.
Fahnder sprechen von Spitze des Eisbergs
Im September 2018 schlugen die Fahnder dann zu, fanden weitere Beweise bei Hausdurchsuchungen. Die Angeklagten, die bis auf die geständige 34-Jährige in U-Haft sitzen, müssen sich jeweils für rund 100 Taten verantworten.
Die Ermittler sehen darin aber nur die Spitze eines Eisberges. Tatsächlich sei es zu vielen weiteren Verkäufen gekommen. Bislang hat die Kammer nur zwei weitere Prozesstage eingeplant.