Essen. Im großen Stil florierte rund um eine Teestube in Essen-Borbeck ein schwunghafter Drogenhandel. Jetzt starten die ersten Prozesse.

Zur Begrüßung gibt's ein Küsschen. Immerhin hat das Pärchen aus Essen und Gelsenkirchen sich seit September nicht mehr gesehen. Denn Mücahit D. (41) soll im großen Stil mit Kokain und Marihuana gehandelt haben und sitzt seit einem halben Jahr in U-Haft. Seine Freundin Christine S. (25) ist dagegen frei, soll ihm geholfen haben.

Mit dieser herzlichen Geste startete am Montag vor der XXV. Essener Strafkammer eine Serie von Verfahren um einen schwunghaften Drogenhandel, in dessen Mittelpunkt eine Teestube im Essener Stadtteil Borbeck steht. Am Donnerstag wird der Prozess gegen die Betreiber der Teestube beginnen, vier Angeklagte müssen sich dann ebenfalls vor der XXV. Strafkammer verantworten.

Lieferanten der Teestube angeklagt

Aber am Montag sind zunächst die mutmaßlichen Lieferanten der Teestube an der Reihe. Sie sind geständig. Aus ihrer Sicht eher unglücklich sind sie in die Ermittlungen gegen die Teestube geraten.

Die Polizei hatte vertraulich einen Tipp erhalten. Danach sei die Teestube Zentrum florierender Drogengeschäft. Das hätten die Ermittler sich angesichts des verkommenen Aussehens des Gebäudes auch so denken dürfen. Sie hörten Telefonate ab und bekamen so mit, dass Mücahit D. in die Geschäfte verwickelt war.

Parallel gegen Teestube und Lieferant ermittelt

So ermittelten sie parallel gegen beide Gruppen. Mücahit D., so bekamen sie mit, wählte bei seinen Telefonaten gerne konspirative Begriffe, wenn er mit seinen Kunden über Drogen sprach. Die Auslieferung der Bestellung hieß dann "Dings machen", liest Staatsanwältin Alexandra Rott am Montag vor.

Kokain hieß "Freund", "Kollege" oder "Ok-Spiel". Wenn ein Kunde für eine kleine Menge nur 25 Euro zahlen wollte, dann gab es dafür eine Umschreibung: "Sie will 25 Kilometer fahren."

Lebensgefährtin war eingeweiht

Seine Lebensgefährtin war laut Anklage voll eingeweiht und führte die Geschäfte auch schon mal selbst aus, wenn Mücahit D. verhindert war. Die 25-Jährige bekam am Montag schon ihr Urteil, nachdem der Angeklagte die volle Verantwortung für die Taten eingeräumt und sie selbst ebenfalls ein Geständnis abgelegt hatte.

Die Gelsenkirchenerin erhielt eine milde Geldstrafe in Höhe von 2250 Euro (90 Tagessätze zu 25 Euro) für Beihilfe zum Drogenhandel in 27 Fällen. Ihr Lebensgefährte wird so glimpflich nicht davon kommen. 163 Taten, wenn auch oft kleinere Mengen, lastet die Anklage ihm an. Zwei weitere Prozesstage sind für ihn vorgesehen.