Mettmann. . Der Velberter soll als Chef des Liegenschaftsamtes mehr als 140 000 Euro abgezweigt und dafür Firmen von Familienmitgliedern genutzt haben.

Der ehemalige Leiter des Liegenschaftsamtes des Kreises Mettmann muss sich seit Donnerstag vor dem Amtsgericht Mettmann verantworten. Er soll über Firmen, die seiner Frau bzw. seinem Sohn gehör(t)en, falsche Rechnungen gestellt und so dem Kreis einen Schaden von mehr als 140 000 Euro zugefügt haben. Die Frau und der Sohn sitzen ebenfalls auf der Anklagebank.

Verlesung der Anklageschrift dauert fast eine Stunde

Allein die Verlesung der Anklageschrift dauerte fast eine Stunde – musste die Staatsanwältin doch alle 136 Fälle, in denen der inzwischen 58-jährige Velberter Diplom-Ingenieur Geld veruntreut haben soll, einzeln vortragen. Was nun genau zwischen März 2012 und Juni 2015 passiert sein soll, das ist nicht einfach zu entschlüsseln.

Der Verteidiger stellte zunächst einmal den ganzen Prozess in Frage, schließlich habe es nach der Entlassung des Angeklagten ein Verfahren vor dem Arbeitsgericht gegeben. Dieses hätte mit einem Vergleich geendet, die Kreisverwaltung hätte auf Schadensersatzansprüche und weitere Strafverfolgung verzichtet. „Warum der Kreis dem Vergleich zugestimmt hat, weiß ich nicht, für diesen Prozess ist das aber auch nicht relevant“, stellte die Vorsitzende Richterin fest. Und setzte die Verhandlung fort.

Firmen liefen auf seine Frau und seinen Sohn

Was nun genau zwischen März 2012 und Juni 2015 vorgefallen ist, lässt sich nicht so leicht erklären. Schon bevor der Angeklagte beim Kreis angefangen hatte, hatte er auf den Namen seiner Frau eine Firma gegründet. Damit wollte er gegenüber seinem damaligen Arbeitgeber Interessenkonflikte vermeiden. Nachdem er dann als Angestellter des Kreises die Befugnis erhalten hatte, kleinere Aufträge im Wert von bis zu 500 Euro selber zu vergeben, stellte die Firma seiner Frau Rechnungen über diverse Bauteile an den Kreis aus – später dann das Unternehmen, das auf den Namen seines Sohnes gegründet worden war. Die gelisteten Teile seien aber nie geliefert worden. Die Erklärungsversuche für diese Vorgänge blieben nach Ansicht der Staatsanwältin und der Vorsitzenden Richterin allerdings wenig erhellend. Nach einer kurzen Unterbrechung erklärten die Anwälte der drei Angeklagten, das diese erst einmal nicht weiter aussagen würden.

Polizei fand die bestellten Bauteile nicht

Der leitende Ermittler der Polizei in dem Fall bestätigte dann in seiner Aussage, dass die gelisteten Bauteile nicht gefunden worden seien. Bei mehreren Begehungen von Liegenschaften des Kreises hätten die Beamten gezielt nach den Bauteilen gesucht. Und keine gefunden. „Es ist außerdem höchst auffällig, dass in den Unterlagen der beiden Firmen der Angeklagten zwar die Rechnungseingänge des Kreises zu finden sind, aber keine Angaben über Wareneinkäufe.“ auch Korrespondenz mit möglichen Kunden fehle.

Der Prozess wird am 23. August um 9.30 Uhr vor dem Amtsgericht Mettmann fortgesetzt.

<<< ÄHNLICHER FALL MIT FRÜHEREM ARBEITGEBER

Der Angeklagte hat schon einmal seinen Job verloren, nachdem es Unregelmäßigkeiten gegeben haben soll. Auch damals klagte der Diplom-Ingenieur, auch damals gab es einen Vergleich.

Die Polizei war im Zuge der Ermittlungen auf diesen – älteren Fall – gestoßen.