Bochum..

Am zweiten Verhandlungstag um den gewaltsamen Tod des Hoteliers Klaus Kandaouroff gab es wenig neue Erkenntnisse. Der Raub mit Todesfolge an dem 80-jährigen Unternehmer kam nicht zur Sprache. Dafür ein brutaler Raubüberfall auf eine Bochumer Witwe.


Für den Überfall auf den Dattelner Gastronom und Geschäftsmann Klaus Kandaouroff im vergangenen Jahr müssen sich Mladen P. (43) und Volker H. (47), beide aus Haltern am See, sowie Michael M. (46) aus Schermbeck verantworten. Ihre Verteidiger kündigten am Mittwoch vor dem Schwurgericht Bochum an, dass ihre Mandanten schriftliche Erklärungen abgeben, aber „im Prozess keine Fragen beantworten werden“.

Das überrascht den Vorsitzenden Richter Hans-Joachim Mankel – zumindest im Fall P.. Dieser habe sich „geständig und reuig eingelassen und wird nun erwarten, dass wir das honorieren“, glaubt Mankel. Aber der 43-jährige P. verweigert die Aussage. Stattdessen verliest Rechtsanwalt Strube aus Dortmund in einer mehrseitigen Erklärung den Lebenslauf seines Mandanten und dessen Sicht der Dinge zu einem Einbruchdiebstahl, den P. und ein „ihm unbekannter Marco aus Düsseldorf“ im Januar 2006 begangen hatten. Dabei war eine verwitwete Seniorin überfallen, gefesselt und um Schmuck und Bargeld im Wert von 100 000 Euro beraubt worden.

Angeklagter P. arbeitete sich hoch

Die Beute wurde anschließend geteilt, den Schmuck verkaufte P. in einem Laden an der Lippstraße „für circa 5000 Euro“. Fragen zum Tathergang bleiben unbeantwortet. Als Richter Mankel, der den verstorbenen Ehemann des Opfers von Berufs wegen kannte, fragt, „ob ihm die massiv goldene Rolex“ des inzwischen verstorbenen Mannes aufgefallen sei, zeigt Mladen P. keine Reaktion.

Blick auf das Grundstück des ermordeten Klaus Kandaouroff. Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
Blick auf das Grundstück des ermordeten Klaus Kandaouroff. Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool | WAZ Fotopool





Redseliger gibt er sich bei seinem Lebenslauf. Gebürtig aus dem heutigen Bosnien-Herzegowina – P. hatte stets angegeben, dass er Kroate sei – kommt er 1991 nach Deutschland „zu Besuch“. Infolge des Jugoslawienkonfliktes seien bald darauf die Grenzen geschlossen worden, sagt er. Ohne Aufenthaltserlaubnis jobbt er auf Baustellen, stellt 1992 einen Asylantrag und kommt nach Haltern am See. Er findet Arbeit in der Gastronomie, lernt seine spätere Ehefrau kennen, zwei Kinder werden 1996 und 1998 geboren, er arbeitet als Kellner in „Peter’s Bauernstube“ in Lavesum. In 13 Jahren „arbeitet er sich hoch“, übernimmt „logistische und organisatorische Aufgaben“. In seiner Erklärung zeichnet er das Bild des freundlichen, höflichen Kellners, der aufgrund seiner Beliebtheit bei den Gästen mehr Trinkgeld bekommt, als er im Monat verdient (1000 Euro). „Mal habe ich 1000 Euro, mal 1500 Euro, mal 2000 Euro Trinkgeld bekommen“, bestätigte er. Das beeindruckt sogar den Richter. Als er P. fragt, was „Peter’s Bauernstube“ für ein Lokal ist, beschreibt er die Küche und empfiehlt: „Da lohnt sich hinzugehen.“

Zu den Gästen pflegt der Oberkellner einen fast freundschaftlichen Kontakt. So auch zu dem Bochumer Ehepaar, das ihm, als er in finanzielle Schwierigkeiten kommt, Geld anbietet. Als Mladen P. später das Ehepaar in Bochum besucht, hat das seine Meinung geändert. Doch der 43-Jährige weiß inzwischen um deren finanzielle Verhältnisse. Als er ein Jahr später in einer Kneipe in Düsseldorf „Marco“ kennen lernt, der dringend Geld braucht, schlägt P. ihm „eine schnelle Lösung vor, die nicht ganz legal ist“. Am Abend der Tat lässt sich „Marco“ nach Lavesum bringen, von dort fahren beide zusammen zum Raubzug nach Bochum.