Kathmandu. Nach dem Schneesturm im Himalaya haben die Helfer kaum noch Hoffnung, Überlebende zu finden. Dutzende starben in der Kälte, 19 Menschen werden noch vermisst. Kann solch ein Unglück in Zukunft verhindert werden?

Nach dem gewaltigen Schneesturm in den Himalaya-Bergen befürchten die Rettungskräfte fast 60 Tote. Es gebe fünf Tage nach dem Kälteeinbruch und den Lawinenabgängen keine Hoffnung mehr für die Vermissten, sagten die Behördenchefs der beiden betroffenen Distrikte Mustang und Manang am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. Bislang wurden 39 Leichen entdeckt.

19 Menschen würden noch vermisst, sagten sowohl die Distriktchefs als auch Ramesh Dhamala, Vorstandsmitglied im Verband der Trekkingagenturen in Nepal (TAAN). Tagelang war über die Vermisstenzahl gerätselt worden. Über mögliche deutsche Opfer gibt es keine offiziellen Angaben. Unter den Geretteten waren laut TAAN mindestens 18 Deutsche. Der Schneesturm war am Dienstag überraschend über das Zentrum Nepals hereingebrochen. Hunderte Wanderer waren da gerade auf der beliebten zwei- bis dreiwöchigen Annapurna-Runde unterwegs.

Fast 400 Menschen in Sicherheit gebracht

Die Helfer schlossen ihre Rettungs- und Bergungsarbeiten am Wochenende nach und nach ab. Fast 400 Menschen brachten sie in Sicherheit. "Wir werden noch eine finale Suchaktion von der Manaslu-Region aus starten", erklärte Dhamala. Helikopter der Armee, der Behörden und von privaten Organisationen waren zusammen im Einsatz. Auch schickte die Armee Soldaten zu Fuß los, um die Wege abzugehen, auf denen teils meterhoch Schnee lag.

Besonders viele Menschen starben am Thorong-Pass, der mit 5416 Metern höchsten Stelle des Rundwegs. Die meisten der Toten sind Nepalesen; unter den verstorbenen Touristen sind Wanderer aus Kanada, Polen, Israel, der Slowakei, Indien, Vietnam und Japan. Im Gebiet rund um den Thorong-Pass würden noch elf Menschen gesucht, sagte Devendra Lamichanne, Chef des Distrikts Manang. Es handele sich um Kanadier, Nepalesen, Inder und einen Japaner. Im benachbarten Distrikt Mustang wurden alle bis auf acht Menschen gefunden. "Wir konnten zu den acht Nepalesen im Hidden Valley allerdings schon Kontakt herstellen", sagte Baburam Bhattarai, Behördenchef von Mustang. Ein spezieller Hubschrauber für große Höhen sei notwendig, um sie ins Tal zu holen.

Viele Gerettete werden in Nepals Krankenhäusern behandelt

Auf nicht offiziellen Listen im Internet suchen Angehörige und Freunde noch nach Dutzenden Vermissten. Allerdings gibt es im Himalaya oft keinen Handy-Empfang und keine Telefone, so dass es für die Reisenden schwierig ist, Kontakt zu Bekannten und Verwandten Zuhause herzustellen. Außerdem kappte der Sturm zahlreiche Leitungen. Wanderer veröffentlichten Fotos, auf denen umgekippte Masten zu sehen sind.

Zahlreiche Gerettete, die Frostbeulen davontrugen oder sogar Finger und Zehen verloren, werden in Nepals Krankenhäusern behandelt. Viele sind psychisch angeschlagen. "Ich bin jetzt hier sicher, aber ich komme nicht zur Ruhe", sagte ein Schweizer Wanderer. Er erreichte mit seinem Bergführer rechtzeitig tiefere Gegenden - aber verlor einige seiner Kameraden auf dem Weg.

Nepals Parlament beauftragte die Regierung damit, gegen Trekkingagenturen vorzugehen, die Wanderer in das schlechte Wetter hinausschickten. Außerdem solle herausgefunden werden, was getan werden könne, um die Sicherheit der Touristen zu verbessern. Allein auf dem Annapurna-Rundweg sind jedes Jahr 10 000 bis 15 000 Wanderer unterwegs. Dhamala vom Trekkingagenturen-Verband TAAN forderte, die Regierung solle nur noch denjenigen Wanderern eine Genehmigung ausstellen, die einen professionellen Bergführer anheuern.