Washington. . Facebook und Apple zahlen gut. Neuerdings übernehmen die US-Internetriesen sogar die Kosten für „social freezing“ – eine Methode, mit der Frauen durch das Einfrieren ihrer Eizellen die biologische Uhr auf Eis legen können. In den USA seit einigen Jahren ein Trend.

1a-Gourmet-Kantinen, Fitness-Studios, Schwimmbäder, Beachvolleyballplätze, Wellness-Oasen, kostenfreie Krankenversicherung und Sprachkurse: Um ihre hochspezialisierten Mitarbeiter bei Laune und am Arbeitsplatz zu halt en, haben die großen Internet-Firmen in Kaliforniens Silicon Valley schon immer eine besondere Kreativität bewiesen.

Neuerdings reichen die betriebsinternen Zusatzleistungen bis ins Intimste. Facebook und Apple übernehmen die Kosten für das in den USA seit einigen Jahren in Mode gekommene „social freezing“. Eine Methode, mit der Frauen durch das Einfrieren ihrer Eizellen die biologische Uhr auf Eis legen und Karriere und Kinderkriegen zeitlich entkoppeln können.

Prozedur kostet fast 15.000 Dollar

Für die milliardenschweren Konzerne sind die vergleichsweise hohen Kosten für die Prozedur, die bei dem renommierten New Yorker Fortpflanzungs-Experten James Grifo mit knapp 15 000 Dollar zu Buche schlägt, überschaubar. „Aber ein Weg, um die männerlastige Belegschaft gerade in höheren Management-Etagen zu verändern“, schreibt ein Blogger auf der Internet-Seite „Daily Beast“. In den Technologie-Schmieden des Silikon Valley liegt die Beschäftigungsquote von Frauen nur bei 30 Prozent.

Auch interessant

Dass sich Facebook und Apple an die Spitze der Bewegung setzen, ahnte man bereits nach Lektüre der Facebook-Managerin Sheryl Sandberg. In ihrem feministisch grundierten Karriere-Berater-Buch „Lean In“ kritisierte die enge Vertraute von Chef Mark Zuckerberg, dass viele hoffnungsvolle Frauen ihren beruflichen Aufstieg einer zu frühen Familienplanung opfern.

Immer mehr Spätgebärende in den Staaten

„Social Freezing“ eröffnet einer 25-Jährigen nun im Sinne existenzieller Wahlfreiheit die Möglichkeit, noch mit Mitte 40 oder gar 50 Mutter zu werden. Die auf minus 196 Grad Celsius heruntergekühlten Eizellen bleiben solange in einem Stickstofftank, bis sich die Besitzerin für eine Schwangerschaft bereit fühlt. Dann können die eingelagerten Eier künstlich befruchtet werden. Eine Garantie auf Schwangerschaft gibt es nicht.

Auch interessant

Geburtenkontrolle à la Apple: Der Konzern will Mitarbeiterinnen das Einfrieren ihrer Eizellen bezahlen.
Von Torsten Droop

Kritikern der Methode missfällt, dass es sich um ein „Instrument der Lebensplanung handelt, für das es keinen akuten medizinischen Grund wie etwa drohende Unfruchtbarkeit durch eine Chemo-Therapie nach Krebs gibt“. Viele Frauen in den USA schreckt das Argument nicht. Die Geburtenrate in der Altersklasse von 40 bis 44 Jahren hat sich zwischen 1990 und 2012 mehr als verdoppelt. Und fast 8000 Kinder im Jahr werden von Müttern geboren, die bis zu 54 Jahre alt sind. Darunter sind US-Medien zufolge immer mehr, die ihre Fruchtbarkeit vorbeugend ins Tiefkühlfach gegeben hatten. Durchschnittsalter einer „Egg-Freezerin“: 37 Jahre.

Kontroverse Diskussion in den USA

Wie groß die Nachfrage nach der innerbetrieblichen Vergünstigung sein wird, wollten Facebook und Apple bisher nicht sagen. In sozialen Netzwerken wird aber bereits Unmut laut: „Stärkt ein Arbeitgeber, der das Einfrieren von Eizellen bezahlt, die Frauen – oder stellt er damit fest, dass herkömmliche Mutterschaft und Berufskarriere unvereinbar sind?“ fragt die Liedermacherin Miranda Dawn.

Auch interessant

Ethiker an der Harvard-Universität sorgen sich, dass die Kostenträgerschaft für das „social freezing“ von Unternehmen als sanftes Druckmittel benutzt werden könnte, „um jungen Frauen in Schlüsselpositionen davon abzuhalten, wegen eines Kinderwunsches frühzeitig aus und womöglich nicht mehr einzusteigen“. Das Szene-Magazin „Gawker“ vermutet sarkastisch, dass die Internet-Riesen mit ihrem Angebot beabsichtigen, „dass Frauen niemals aufhören zu arbeiten“.

Facebook bietet auch konventionelle Hilfe für Frauen an

Facebook-Sprecherin Genevieve Grdina drehte umgehend bei und stellte heraus, dass die Firma viele konventionelle Instrumente fördert, um Job und Familie unter einen Hut zu bringen: etwa Kindertagesstätten auf dem Unternehmens-Campus in Menlo Park, vier Monate bezahlten Eltern-Urlaub für Vater und Mutter oder eine frei verfügbare „Baby-Bargeld“-Prämie von 4000 Dollar für jedes neugeborene oder adoptierte Kind.

Über die gesellschaftliche Akzeptanz der Aktion, die Facebook und Apple in dieser Woche in die Schlagzeilen brachte, gibt es in den USA nur bedingt Zweifel. Anstelle eines Autos sollten wohlhabende Eltern ihren talentierten Töchtern zum Examen lieber eine Ei-Konservierung schenken, war jüngst in der Zeitschrift „Bloomberg Businessweek“ zu lesen. Schlagzeile auf dem Titelblatt: „Freeze your eggs, free your career!“ Friere deine Eizellen ein, befreie deine Karriere.