Berlin. . Die Gruppe Juli gehört zu den erfolgreichsten jungen deutschen Bands. Jetzt hat sie mit „Insel“ ein neues Album vorgelegt. Damit bleiben Eva Briegel & Co. ihrer Linie treu. In ihrer Freizeit entspannt sich die Sängerin gern vorm TV-Gerät. Warum sie Brutal-Fernsehen hasst, verrät sieim Interview.

Juli ist eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Pop-Gruppen der vergangenen Jahren. Seit zehn Jahren surfen Eva Briegel & Co. – in Anlehnung an ihren ersten Hit – auf einer fast perfekten Welle. Jetzt haben sie wieder ein Album mit einem Wasser-Titel vorgelegt: „Insel“. Jürgen Overkott sprach mit der 35-jährigen Sängerin.

Wo erreiche ich Sie?

Zuhause, auf der Couch. Ich bin schon im Wochenend-Modus.

Was gehört für Sie zu einem perfekten Wochenende?

Auf jeden Fall: Essen bestellen und nicht selber kochen. Ein bisschen Fernsehen, ich sehe sehr gern fern. Und: Ich muss mal raus aus der Wohnung, mindestens ein Mal. Wenn es geht, erledige ich aber auch zwei, drei produktive Sachen, Steuerunterlagen sammeln, ein Bild aufhängen oder einen Schrank aufräumen. Ich möchte gern am Sonntagabend sagen können, dass ich mich entspannt habe, aber auch ein paar Kleinigkeiten erledigt sind.

Was sehen Sie am liebsten?

Wie alle modernen Mittdreißiger amerikanische Serien, besonders HBO-Produktionen. Und da gibt es noch etwas, was ich eigentlich gar nicht erzählen dürfte: Als Exil-Hessin gucke ich wirklich gerne den Hessischen Rundfunk, „Straßen-Stars“ und „Dings vom Dach“.

„Manchmal ist mir sogar der ,Tatort’ zu heftig“

HBO-Serien sind ja manchmal ziemlich handfest. Wie viel Gewalt können Sie ertragen?

Oh, da bin ich ziemlich empfindlich. „Six Feet Under“ ist meine Schmerzgrenze. Und sehr Blutiges konnte ich noch nie ertragen. Seitdem ich eine Tochter habe, kann ich das erst recht nicht mehr. Mir ist das manchmal sogar beim „Tatort“ zu heftig, besonders wenn Gewalt an Kindern den Zuschauer „emotionalisieren“ soll.

Und Kinderfernsehen?

Meine Tochter hat es noch nicht so auf dem Radar, dass es Fernsehen überhaupt gibt, dass da eigentlich den ganzen Tag was läuft. Wir gucken ab und zu „Sandmännchen“, das war’s. Und Fernsehen ist in ihrer KiTa auch nicht so das Thema.

Da sind Sie eine richtig glückliche Familie.

So ist das im Prenzlauer Berg. Beim Fernsehen werden die Kinder knapp gehalten.

Die Insel der Glückseligen. Und da wären wir schon beim Titel Ihres Albums. Was hat Sie inspiriert?

„Wir sind immer in Bewegung“

Hm, kann ich gar nicht so genau sagen. Ich glaube, das war einfach nur ein Bild. Wir haben sehr assoziativ geschrieben.

Viele Ihrer Titel haben mit Wasser zu tun. Ist das Ihr bevorzugtes Element?

Ja, irgendwie schon. Das ist unser Zugang – wenn man’s groß will – zur Spiritualität, zu etwas, was größer ist als wir selber. Wir sind alle die Meer-Typen.

Ihr Urlaub geht ans Wasser.

Auf jeden Fall. Wasser bedeutet Bewegung, und wir sind als Band ja auch immer in Bewegung.

Haben Sie früher, in Jugendtagen, mit der Familie viel Urlaub am Meer gemacht?

Wir waren, ganz klassisch, jedes Jahr in Italien, am Mittelmeer, am Lago di Maggiore oder am Gardasee. Das prägt. Ich muss in Italien nur über die Grenze fahren und eine Oransoda trinken, dann setzt das Urlaubsgefühl sofort wieder ein. Und wenn dann noch die Sprache dazu kommt…

Sie sprechen Italienisch.

Nein, aber ich höre’s gern. Ich müsste mal einen Kurs machen, um meine spärlichen Kenntnisse aufzupolieren.

Was klasse an Adriano Celentano ist

Hören Sie gern italienische Liedermacher?

Hm, ich kenne Gianna Nanini und Eros Ramazzotti. Aber da hört’s dann auch schon auf.

Die große Welle italienischer Stars ist in Deutschland ja auch vorbei. Früher hatte die Musik eben auch viel mit Urlaub zu tun.

Stimmt. Mein Vater war großer Adriano-Celentano-Fan. Seine Musik war interessant, und interessant ist auch seine Haltung. Er gilt ja als etwas querköpfig, und er hat sich an Themen herangetraut wie Umweltverschmutzung und sozialer Wohnungsbau. Das kriegt man oft gar nicht mit, wenn man seine Texte nicht versteht.

Ihnen scheinen Umwelt-Themen auch ein Herzensanliegen zu sein.

Das Foto-Shooting für Peta und die Folgen

Naja, wir gelten so als Bio-Band und sollen da vielleicht eine Lücke schließen, die Wir sind Helden hinterlassen haben. Das kann ja jeder machen wie er meint, aber ich kann es einfach nicht verstehen, dass die Menschen so achtlos mit der Umwelt oder dem Meer umgehen. Das Meer hat etwas Erhabenes, und da kann man doch nicht einfach seinen Mist rein kippen. Unser Image kommt natürlich ein bisschen von dem Foto-Shooting, das ich mal für (die Tierschutz-Organisation) Peta gemacht habe.

Achten beim Einkaufen auf Bio-Produkte?

Ja, schon. Wir haben hier, im Prenzlauer Berg, eine gute Öko-Infrastruktur. Es gibt beinahe mehr Bio- als Supermärkte. Ich bin schon durch Freunde seit früher Jugend mit dem ganzen Bio-Thema vertraut, kenne die Anbauverbände und deren Grundsätze. Es geht um die Böden, die Tiere, nicht mehr zu nehmen als das Land geben kann. Manchmal arbeiten auf dem Höfen Leute, die es schwer haben Jobs zu finden, zum Beispiel mit einer Behinderung. Manche Leute denken, Bio sei so ein Reinheits-Wahn, den eigenen Körper schadstofffrei zu erhalten. Dabei geht es doch eher darum, Leben anders wert zu schätzen.