Mexico City.
. Der Horror im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero kommt in diesen Tagen nur Stück für Stück ans Licht. Erst verschwinden 43 Studenten nach einem Protest in der Stadt Iguala spurlos, dann findet die Polizei dank eines anonymen Hinweises 28 verbrannte Leichen in mehreren Massengräbern in der Nähe, und nun gestehen Killer eines örtlichen Kleinst-Kartells, 17 von ihnen ermordet zu haben.
Wenn sich bewahrheitet, was die Indizien nahe legen, sind Drogenkartelle und lokale Sicherheitskräfte faktisch eine kriminelle Allianz eingegangen, deren Opfer die Studenten wurden. Und es zeigt einmal mehr, wie sehr das organisierte Verbrechen in manchen Gegenden Mexikos die Staatsmacht verdrängt hat.
Zwei gefasste Mitglieder der Bande „Guerreros Unidos“ hätten gestanden, 17 der 43 vermissten Lehramtsstudenten getötet und in einem Massengrab verscharrt zu haben, teilte sichtlich mitgenommen der Generalstaatsanwalt von Guerrero, Iñaky Blanco, in der Nacht zum Montag mit. Die beiden Pistoleros sowie ein ebenfalls festgenommener Polizist hätten die Ermittler zu dem Grab nahe der Stadt Iguala geführt. Der Tötungsbefehl sei demnach vom Anführer der Verbrecherbande gekommen. Die „Guerreros Unidos“ (Vereinigte Krieger) wurden dereinst als bewaffneter Arm des Drogenkartells Beltrán Leyva gegründet.
Polizisten übergeben Opfer
Nach den bisherigen Erkenntnissen fuhren rund 100 Studenten der pädagogischen Hochschule von Ayotzinapa am 26. September in das rund zwei Stunden entfernte Iguala, um Spenden zu sammeln. Die zwischen 18 und 23 Jahren alten Studierenden kaperten nach der Sammlung drei Busse, vermutlich weil sie damit zu Protesten nach Mexiko-Stadt fahren wollten. Aber örtliche Polizisten versperrten ihnen den Weg und eröffneten das Feuer. Insgesamt wurden dabei sechs Menschen getötet. Anschließend nahm die Polizei 43 Studenten fest und brachte sie auf Polizeireviere der Stadt.
Dort sollen die Jugendlichen nach Angaben der beiden gefassten Killer an Mitglieder der „Guerreros Unidos“ übergeben worden sein. Die Mörder brachten ihre Opfer anschließend in den Weiler Pueblo Viejo außerhalb von Iguala, misshandelten und ermordeten sie. Danach warfen sie die Leichen in ein Massengrab, legten Äste und Baumstämme darüber, übergossen diese mit Benzin und und zündeten sie an.
22 Beamte festgenommen
Das Verbrechen der Studenten bestand offenbar einzig und alleine darin, die Hoheit der organisierten Banden in Guerrero herausgefordert zu haben. Und die örtliche Polizei diente dabei lediglich als Erfüllungsgehilfe der Banden. Schon vorher war bekannt, dass die Polizei in der 130 000-Einwohner-Stadt Iguala eng mit dem organisierten Drogenverbrechen verfilzt ist, aber ein solches Verbrechen hat selbst für das an Horror gewöhnte Mexiko eine neue Dimension. 22 Beamte wurden mittlerweile festgenommen, der Bürgermeister der Stadt, José Luis Abarca, und sein Sicherheitschef sind untergetaucht. Die Identität der Toten soll nun von Spezialisten geklärt werden. Das könne wegen des Zustandes der Leichen bis zu zwei Wochen dauern, betonte Staatsanwalt Blanco.