Berlin. Der ostdeutsche Regisseur und Schauspieler Leander Haußmann (55) hat eine Erklärung für die idyllischen Erinnerungen vieler seiner Landsleute an die DDR.

"Die Sensibilität dafür, dass man in Geiselhaft war, ging verloren in einem diffusen Gefühl von Geborgenheit", schrieb er in einem Gastbeitrag in der "Bild am Sonntag".

Diese "Parallel-DDR" habe eine ganz eigene Kultur der Sprache, des Humors und des Denkens entwickelt. Die Erinnerungen seien für Außenstehende kaum vermittelbar. "Vielleicht will man eben nicht Opfer sein, nicht Amboss, sondern Hammer. Vielleicht ein Selbstbetrug."

Dennoch bezeichnete Haußmann die DDR als Unrechtssystem. "Es wurden in der DDR Existenzen zerstört, Menschen getötet, Kinder zwangsadoptiert, Recht zu Unrecht gebeugt, die Köpfe der Menschen indoktriniert, all das und noch viel mehr", schrieb er. "Aber in der Diktaturen-Olympiade hätte es nicht einmal für Bronze gereicht."