Essen. . Als Haustyrann hatte die Anklage ihn beschrieben, der seine Stieftochter vergewaltigt und seinen Sohn zur Strafe in eine Gefriertruhe gesperrt hatte. Doch davon blieb wenig übrig. Verurteilt wurde der 48 Jahre alte Marler am Mittwoch vom Essener Landgericht zu einer Bewährungsstrafe.

Seit März saß der Hausmeister in Untersuchungshaft, nachdem er eine 13-Jährige auf dem Schulweg bedroht haben soll. Am Mittwoch sah die Essener Jugendschutzkammer keine Notwendigkeit mehr für seine Inhaftierung. Wegen sexueller Belästigungen von Kindern und der Bedrohung verurteilte sie den Marler zu eineinhalb Jahren Haft mit Bewährung.

Aufsehen erregt hatte der Fall zum Prozessauftakt am 1. September wegen weit schwerwiegender Vorwürfe. Nachdem mehrere junge Mädchen ihn wegen Grapschereien angezeigt hatten, kamen auch mutmaßliche Delikte aus der Vergangenheit hoch.

Demnach soll er 1996 die damals zehn Jahre alte Tochter seiner damaligen Lebensgefährtin vergewaltigt haben. Außerdem hatte er laut Anklage seinen 13-jährigen Sohn mehrfach in der Gefriertruhe im Keller eingesperrt, das Gerät eingeschaltet und den Jungen erst nach einer halben Stunde herausgeholt.

Gefriertruhe fiel weg

Doch schon die Geschichte mit der Gefriertruhe erschien am ersten Prozesstag fraglich, nachdem der mittlerweile 19 Jahre alte Sohn aussagte. Plötzlich will er nicht 13, sondern zwei bis drei Jahre alt gewesen sein, als er in die Truhe gesperrt wurde. Und Widersprüche zu seinen polizeilichen Vernehmungen lastete er der Polizei an: „Der Beamte wollte die Sache verschlimmern und hat etwas anders aufgeschrieben.“

Blieb noch der Vergewaltigungsvorwurf. Im laufenden Prozess hatte die Kammer die Psychologin Katja Nonhoff aus Köln eingeschaltet, um die Aussage der heute 28 Jahre alten Tochter seiner früheren Lebensgefährtin auf deren Glaubwürdigkeit zu untersuchen. Am Montag erstattete die Psychologin ihr Gutachten. Sie könne nicht feststellen, dass die Angaben der Frau auf einem wirklichen Erlebnis beruhten. Es sei möglich, dass sie unbewusst und nicht gewollt, etwas Falsches gesagt hätte.