Lüneburg. .
Zwischen zwei verfeindeten Familien kommt es erst zu einer Prügelei in einem Fitnessstudio, dann fallen Schüsse vor einer Klinik: Ein Clanstreit ist im niedersächsischen Lüneburg eskaliert. Es geht um Familien libanesisch-kurdischer und türkisch-kurdischer Herkunft, sagt Lüneburgs Polizeisprecherin Antje Freudenberg. Beide gehören anscheinend zu den sogenannten Mhallamiye-Kurden – einer ethnischen Minderheit, die den Strafverfolgern in Deutschland seit langem Kopfzerbrechen bereitet.
Einzelne Familienmitglieder seien in den vergangenen Jahren immer wieder durch eine Vielzahl von Straftaten aus allen Deliktsbereichen auch in Niedersachsen aufgefallen, sagt der Sprecher des Landeskriminalamts (LKA), Frank Federau. Seit einem Vorfall am Landgericht Hildesheim gebe es zunehmend Ausschreitungen und Bedrohungen gegen Justizbedienstete.
Rache für „Ehrverletzungen“
Damals musste sich ein Angehöriger der auch M-Kurden genannten Minderheit für tödliche Schüsse auf den Liebhaber seiner Frau verantworten. Im Gerichtssaal von Hildesheim kam es im Juli 2012 zu heftigen Tumulten, als der Mann wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Angehörige des Mannes bedrohten Richter, Staatsanwalt und die anwesenden Polizisten mit dem Tod. Auf dem Flur rissen aufgebrachte Zuschauer Tische und Stühle um. Die Bereitschaftspolizei rückte mit mehreren Mannschaftswagen an, um die Gruppe aufzulösen: Ein Angriff auf ein Familienmitglied werde als Angriff auf den gesamten Haushalt verstanden, erklärte der LKA-Sprecher.