Hamburg/Köln. Hände, Gesicht, Augen: Bei Ralf Schmitz ist alles in Bewegung. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Comedian auf der Bühne, vor der Kamera oder vor einem Interview-Partner steht. Am Freitag ist der deutsche Louis de Funès wieder bei RTL zu sehen – in der Impro-Show „Hotel Zuhause“.
Er kann es nicht, kann einfach nicht stillstehen. Selbst an diesem lauen Sommerabend auf dem großen Hof eines Veranstaltungszentrums am Hamburger Hafen nicht. Grillgeruch liegt in der Luft, Kellner servieren eiskalte Getränke, bequeme Sofas laden zum Entspannen ein. Aber Ralf Schmitz steht lieber. Mal wippt er leicht in den Knien, mal geht der Oberkörper leicht vor und zurück. Unauffällig, aber aufmerksam schweift der Blick über die Menschen in seiner Umgebung. Er braucht das, es gehört zu seiner Arbeit.
„Meine Komik“, wird er später sagen, „ist aus der Realität geschöpft. Die Gags kommen aus dem Bauch.“ Auch wenn er am Freitag, 5. September, um 21.15 Uhr, bei RTL das „Hotel Zuhause“ eröffnet.
Wie in der legendären "Schillerstraße"
Eine ganze Häuserfront haben sie ihm dafür gebaut in einer großen Halle im Media-Park in Köln-Ossendorf. Da kann er sich austoben. Ohne Drehbuch, nur mit spontanen Regieanweisungen. Impro-Comedy heißt das neudeutsch. Ähnlich wie einst bei der legendären „Schillerstraße“ von Sat.1. Nur in XXL. „Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet“, sagt der 39-Jährige. „Mir sagt ja keiner was.“ Zum Glück. „Ich liebe solche Situationen.“
Deshalb sucht er sie auch immer wieder, neben all den Filmen und TV-Serien, die er gemacht hat und den einstudierten Sketchen, die er präsentiert. Schon damals als er vier Jahre dem Ensemble des Bonner Impro-Theaters „Die Springmaus“ angehört. Später dann in eben jener „Schillerstraße“ und natürlich bei all seinen Bühnenauftritten. Wo es zwar ein Gerüst gibt, wie Schmitz sagt, „aber trotzdem jeder Abend ein wenig anders ist“. Weil der gebürtige Leverkusener nicht nur vor, sondern auch mit dem Publikum spielt – derzeit mit dem brandneuen Programm „Aus dem Häuschen“.
Er kann sich vor lachen oft selbst kaum halten
Immer in Bewegung ist er auf der Bühne. Rennt von links nach rechts, wedelt mit den Armen, zieht Grimassen, kann sich vor lachen oft selber kaum halten und spricht dabei manchmal so schnell, als würde er nach Silben pro Minute bezahlt. Eine Starkstrom-Batterie auf zwei Beinen, die sich immer wieder selber auflädt.
Geschichten aus dem Leben erzählt er – und hat sie auch schon mehrfach für Bücher zu Papier gebracht. Hat erst über seine Katze geplaudert, dann über seine Mama und demnächst über sein Häuschen. Selten albern, ganz oft wirklich witzig. Vor allem, weil er seinen Zuhörern das Gefühl gibt, einer von ihnen zu sein, wie das regelmäßige Nicken seiner Zuhörer zeigt.
Zum Auftakt kommt Roberto Blanco
Nun also „Hotel Zuhause – Bitte Stören“. Zunächst vier Folgen lang wird Ralf Schmitz als Direktor in seinem zum Hotel umfunktionierten Häuschen versuchen, Zimmer zu vermieten. Neben einem wechselnden Gaststar – zum Auftakt kommt Roberto Blanco – stehen ihm in festen Rollen dabei Ilja Richter als Vater sowie Frank Steffing, Sina Maria Gerhardt und Anna Isabel Wolf als Kumpel, Freundin und Nachbarin zur Seite.
Sie haben allerdings Schmitz Schlagfertigkeit und Spontaneität manchmal nicht viel entgegenzusetzen, wie sich bei den Aufzeichnungen zeigte. Doch selbst der Gastgeber leidet bisweilen unter den Einfällen des Spielleiters, denen es oft an Witz fehlt. Ohne Schmitz wäre diese Herberge ein klarer Fall für den Insolvenzverwalter. Mit ihm hat das „Hotel Zuhause“ aber vielleicht gar Chancen auf verlängerte Öffnungszeiten.