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Sie ist ja nicht alt. Gerade einmal 33 Jahre wird Beyoncé in der nächsten Woche. Aber da sind welche, die sind jünger. Gerade 21 ist Miley Cyrus, genau so alt Ariana Grande. Und die junge Frau, die sich Lorde nennt, sie ist gerade 17. Ein Teenager noch. Aber unglaublich angesagt. Und so kräftig wie bei den diesjährigen MTV-Video Music Awards (VMA) 2014 haben sie noch nie am Thron der Soul- und Pop-Königin gerüttelt. Acht Mal war Beyoncé für einen Preis nominiert, „nur“ drei Awards hat sie bekommen. Den Rest räumte der Nachwuchs ab.

Zuallererst Miley Cyrus. Mit schwarzer Lederhose und ein wenig flachem Bauch zum Bandeau-Top für ihre Verhältnisse geradezu züchtig angezogen ist sie am Sonntagabend (Ortszeit) ins Forum von Inglewood, nahe Los Angeles, gekommen und auch sonst nicht unangenehm aufgefallen. Nicht einmal als sie für ihren Song „Wrecking Ball“ den wichtigsten Preis des Abends bekam, die Auszeichnung für „Das beste Musikvideo des Jahres“. Kein Kreischen, keine hochgerissenen Arme, nicht einmal ein „Oh mein Gott.“ Ja, sie ist selbst gar nicht auf die Bühne gegangen, hat stattdessen einen attraktiven jungen Mann mit wallendem Haar dorthin geschickt, um die Trophäe entgegen zu nehmen.

„Hallo“ hat der schüchtern gesagt und sich als obdachloser „Jesse“ aus Oregon vorgestellt. Und dann hat er über das traurige Schicksal der 54 000 Obdachlosen in Los Angeles und Umgebung gesprochen, während Mi­ley im Hintergrund die Tränen in die Augen stiegen. Die waren allerdings bei den schön arrangierten gemeinsamen Fotos vor einer US-Flagge schon wieder getrocknet. Und Fräulein Cyrus war wieder einmal in aller Munde.

Auch der Rest der wie immer perfekt inszenierten Preisverleihung verlief ohne nennenswerte Skandale. Nicki Minaj, Ariana Grande und Jesse J. wackelten bei ihren Auftritten mit den Hinterteilen um die Wette, Taylor Swift glänzte mit einem sehr stilvollen Auftritt im Look der 20er-Jahre. Ed Sheeran bekam für „Sing“ den Preis für das beste Video eines männlichen Sängers, Katy Perry räumte mit „Dark Horse“ bei den Frauen ab. Lorde, Ariana Grande, Drake sowie 5 Seconds To Summer durften ebenfalls einen Award mit nach Hause nehmen.

Und als man schon dachte, es könne nichts mehr kommen, kam Beyoncé. Mehr als eine Viertelstunde präsentierte sie ein hinreißendes Medley der ihrer Meinung nach besten zwölf Songs ihres jüngsten Albums. „Die größte lebende Entertainerin“ hat ihr Ehemann Jay Z. sie anschließend in aller Kürze und Bescheidenheit genannt, als er mit dem gemeinsamen Töchterchen Blu Ivy auf dem Arm die Bühne betrat, um Beyoncé den Ehrenpreis zu überreichen, den „Michael Jackson Video Vanguard“. Blu Ivy, krausköpfig, gerade zwei Jahre alt und süß wie eine Kiste Zuckerstangen, fasste sich noch kürzer und sagte wild klatschend nur zwei Worte, für die es den größten Beifall des Abends gab: „Good Mama“.

Kleine Tochter erobert die Herzen des Publikums im Sturm

Gut, wer keine Kinder hat, mag da jetzt sagen: „Ein wenig dick aufgetragen“. Beyoncé aber schien für einen Augenblick mehr Mutter als Sängerin zu sein und war sprachlos. Fast zumindest. „Ich habe nichts zu sagen“, stammelte sie ins Mikro. „Ich bin erfüllt mit ganz viel Dankbarkeit.“

Spätestens da waren alle Putschversuche vergessen. Königin Beyoncé wird weiter regieren. Zumindest eine Zeit lang noch. Auch dank ihrer bezaubernden Prinzessin. Miley Cyrus hat mitgeklatscht. Aber manchmal sah sie dabei aus, als überlege sie, von wem sie möglichst schnell schwanger werden könnte.