Essen. . Gute Einschaltquoten bescherte der Auftakt seinem Sender Sat.1, aber so rechter Spaß wollte beim Prominenten-Big-Brother am Wochenende nicht aufkommen. Ob es daran lag, dass man den Begriff „prominent“ nicht zu wörtlich nehmen sollte?

Schlechtes bleibt. Obwohl das Debüt im letzten Jahr floppte, hat Sat.1 am Wochenende erneut zwölf Prominente in den Big-Brother-Container geschickt. Wobei man das mit dem prominent nicht so wörtlich nehmen darf.

Es sagt ja schon eine Menge aus, wenn Michael Wendler das bekannteste Gesicht dieser TV-Show ist, in der ein Dutzend Menschen in einem Haus zwei Wochen lang rund um die Uhr gefilmt werden. Wo für die eine Hälfte oben in der Luxuswohnung der Champagner in Strömen fließt, während die anderen sechs in einem auf schäbig gemachten Keller bei Fencheltee und Kohlrabi in Second-Hand-Klamotten die Zeit totschlagen.

Witze auf übelstem Niveau

Der Vollständigkeit halber seien die übrigen elf erwähnt. Da ist Ronald Schill, einst Richter und Politiker, heute Großkotz und selbst ernannter Sexprotz. Oder Claudia Effenberg, früher mal Miss Iserlohn und Spielerfrau, heute recht stramm im Strumpf und mit der Neigung, Haushaltgeräte im Container persönlich anzusprechen: „Hallo Waschmaschine“. Dann wäre da noch Janina Youssefian, das „Teppichluder“, und Hubert Kah, der mal den „Sternenhimmel“ besang, mittlerweile allerdings aussieht wie Don Corleone für untere Lohngruppen und so orientierungslos wirkt, dass er sich wohl in einer Telefonzelle verlaufen würde.

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Ergänzt wird die Truppe durch Mario-Max Prinz zu Schaumburg-Lippe, dem „Titten-Prinz“, sowie den Ex-Bachelor Paul Jahnke, Ex-Bachelor-Kandidatin Ela Tas, Ex-Pornostar Mia Magma, die TV-Polizistin Alexandra Rietz, Liz Baffoe, einst Darstellerin der „Lindenstraße“ und dem ehemaligen „Wer wird Millionär“-Kandidaten Aaron Troschke, der bisher den mit Abstand besten Eindruck hinterlassen hat. Moderiert wird das Ganze von der neuen Sat.1-Allzweckwaffe Jochen Schropp, der sich verzweifelt bemüht, zumindest etwas von der Boshaftigkeit und Ironie des Dschungelcamp-Kollegen Daniel Hartwich zu erreichen, bisher aber nur Witze reißt, deren Niveau selbst übelste Stammtisch-Witzeerzähler zu Satirikern erhebt.

„Experiment“ nennt der Sender die Show, weil Zuschauer und Bewohner selbst die Luxus- und Armutsfraktion täglich neu durchmischen können. Das soll für Stress, Ärger und Krawall sorgen. Bisher aber herrscht überwiegend eitel Sonnenschein und deshalb weitgehend quälende Langeweile gemischt mit dem Ärger darüber, dass der Sieger dieses Kasperletheaters 100.000 Euro bekommt – zusätzlich zur teilweise angeblich üppig bemessenen Antrittsgage.

Kein Feuerzeug im Haus

Da hilft es wenig, dass einige der Kandidatinnen gerne leicht oder gar nicht bekleidet vor der Kamera herumhampeln. Wäre da nicht der schnell im Keller gelandete Michael Wendler – Spitzname „Dschungel-Memme“ – der sich bereits wieder lautstark beschwert, dass diese Verbannung so nicht in seinem Vertrag gestanden habe, man wäre sanft entschlummert vor dem Bildschirm.

Und Dank gebührt auch Frau Youssefian für ihre vielen vergeblichen Versuche, sich mit handelsüblichen Streichhölzern eine Zigarette anzustecken. Was zur lautstarken Forderung der jungen Frau nach einem Feuerzeug führte, denn: Streichhölzer, die sind doch „asozial“. Also bitte Sat.1., kein Feuerzeug im Haus? Was müssen die Bewohner denn noch alles ertragen? Telefone mit Wählscheibe? Röhrenfernseher?

„Für mich ist es Folter, mit doofen Menschen eingesperrt zu sein“, hat ausgerechnet Wendler bei einem seiner Sprechdurchfälle schwadroniert. Da kann Sat.1 nur hoffen, dass die Zuschauer das nicht ähnlich sehen. Sonst gehören die guten Einschaltquoten der ersten Abende schnell der Vergangenheit an.