Stockholm. . Die Verstorbenen hatten Wurstwaren des Fleischverarbeitungsunternehmens Jørn A. Rullepølser gegessen. Diese waren mit Listerien verseucht. Insgesamt erkrankten 30 Menschen schwer. Woher die Bakterien kamen, bleibt zunächst unklar.

Den Dänen ist ihre „Rullepølse“ heilig. Die oft auf Brot verzehrten, würzigen Schweinefleischscheibchen sind vom Frühstückstisch bis zum Abendessen allgegenwärtig im kleinen Königreich. Zu Recht. Dänemark verfügt neben seiner High-Tech-Industrie, der Pharma- sowie der Schifffahrtsbranche über einen erstaunlich großen Agrar- und hier vor allem Fleischsektor. Doch der ist nun in die Schlagzeilen geraten.

Rund 5000 Bauernhöfe produzieren circa 28 Millionen Schweine im Jahr. Das ist allerhand für ein Land mit 5,6 Millionen Einwohnern. Jährlich werden rund 8,4 Millionen Schweine lebend exportiert. Insgesamt 20,2 Millionen werden im Land selbst geschlachtet. Doch auch rund 90 Prozent dieses Fleisches wird exportiert.

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Der Schweinefleischexport steht für fast die Hälfte aller Agrarexporte des Landes und für fünf Prozent sämtlicher Exporte Dänemarks. Von den 2011 in der EU gemästeten 140,5 Millionen Schweinen, kamen 8,3 Prozent aus Dänemark. Deutschland steht für 18,3 Prozent, Spanien für 17,1 Prozent, Frankreich für 9,3 Prozent.

Bakterienverseuchte Wurstwaren

Die Schweinebranche Dänemarks rühmt sich gerne wegen einer besonders art- und umweltgerechten Haltung der Tiere. Dementsprechend schlug die von der Lebensmittelbehörde am Dienstag verbreitete Nachricht über bakterienverseuchte Wurstwaren, die in diesem Sommer gleich zwölf Dänen umgebracht und viele weitere schwer krank gemacht haben, bei Verbrauchern wie eine Bombe ein. Gerade im Sommer verspeisen die Dänen gerne beim Grillen im Freien ihre heiß geliebten dänischen Hotdogs.

Die Verstorbenen hatten Wurstwaren des Fleischverarbeitungsunternehmens Jørn A. Rullepølser gegessen. Die waren schwer mit Listerien verunreinigt. Die stäbchenförmigen Bakterien kommen weltweit in der Umwelt vor. Sie können sich leicht vermehren, selbst im Kühlschrank.

Wurstwaren unter Generalverdacht

Wie die Listerien in die dänische Wurst kamen, ist ungeklärt. „Das ist völlig unverständlich für uns“, beteuerte eine Sprecherin der Skandalfirma unweit von Kopenhagen. Das Fleischverarbeitungsunternehmen wurde zwangsgeschlossen und sämtliche Waren zurückgerufen. Doch die Unsicherheit bleibt bei den Konsumenten in Dänemark. Denn plötzlich stehen alle Wurstprodukte unter Generalverdacht. Das Lebensmittelamt versucht derzeit, die Wogen zu glätten, die der Skandal um die tödliche Wurst bis hin zur „New York Times“ geschlagen hat.

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Dänemark hat schließlich einen Ruf als hochwertige Fleischexportnation zu verlieren. „In den deutschsprachigen Raum ist keine Wurst von dieser Firma exportiert worden“, sagt Sidsel Eddington, Sprecherin der dänischen Lebensmittelbehörde dieser Zeitung. „Zudem muss man auch daran denken, dass alle Dänen, die nach dem Wurstverzehr gestorben sind, andere sehr ernste Krankheiten hatten, und somit sehr geschwächt waren. Diese Bakterien können gesunden Menschen eigentlich nichts anhaben. Die gibt es überall, selbst auf Äpfeln“, erklärt sie. Dennoch bleibt die Unsicherheit.

Gewissenhafte Arbeit der Fleischkontrolleure

Immer wieder kam es in Dänemark zu Vorfällen, bei denen Menschen schwer an Bakterien im Fleisch erkrankten. Allerdings könnte es auch an der skandinavisch gewissenhaften Arbeit der Fleischkontrolleure liegen, dass solche Fälle im Gegensatz zu weniger transparenten Ländern stets bekannt werden.

Erst Anfang Juli meldeten schwedische Medien, dass 21,6 Tonnen dänisches Exportschweinefleisch, die Hälfte für schwedische Qualitätssupermärkte wie ICA, zurückgerufen werden mussten, weil erstmals seit Langem wieder der gesundheitsschädliche synthetische Hormonstoff DES (Diethylstilbestrol) gefunden wurde. In den 70er-Jahren hieß es, DES sei krebserregend und es wurde verboten.