Essen. Hollywoodstar Lauren Bacall ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Mit ihrem unterkühlten Auftritt verführte sie Humphrey Bogart 1945 zur Ehe. Als kühles Sexsymbol wollte ihr Entdecker, der große Hollywoodregisseur Howard Hawks, die junge Frau im Filmgeschäft etablieren.
Es war ihr erster Filmauftritt, 1944 in Hollywood, und schon war es um Humphrey Bogart geschehen. „Hat jemand ein Streichholz?“, fragte sie kess mit einer unterkühlten, rauchigen Stimme, die so gar nicht zu einer 19-Jährigen passte. Und als Bogart wissen wollte, wo er sie denn finde, wenn er sie brauche, antwortete sie, ohne eine Miene zu verziehen: „Du weißt doch, wie man pfeift, oder nicht? Einfach die Lippen spitzen und pusten.“ Lauren Bacall war cool, als das Wort noch ausschließlich für Temperaturen stand. Und emanzipiert, als es noch keiner buchstabieren konnte.
Das imponierte auch dem 25 Jahre älteren Bogart, der sich bei den Dreharbeiten zu „Haben und Nichthaben“ in sie verliebte, sich scheiden ließ und sie 1945 heiratete. „Bogie und Baby“ – das Paar schlechthin bis zu Bogarts Krebstod 1957. 57 Jahre danach ist nun auch Bacall tot: Die große Schauspielerin starb gestern mit 89 Jahren an einem Schlaganfall in ihrem New Yorker Apartment.
Frauen, die Täter waren - und niemals Opfer
Als kühles Sexsymbol wollte ihr Entdecker, der große Hollywoodregisseur Howard Hawks, die junge Frau im Filmgeschäft etablieren. Bacall, die als Betty Joan Perske 1924 in New York geboren wurde, entsprach genau dem Frauentyp, der auf der Leinwand in den 40ern gefragt war: durchaus verführerisch, dabei aber stark und selbstbewusst bis hin zur Dominanz. Es war die Zeit, in der die Joan Crawfords, Barbara Stanwycks, Katherine Hepburns und Marlene Dietrichs in Komödien, Dramen oder Krimis überforderte Männer wie Cary Grant, James Stewart oder Fred MacMurray herumkommandierten und ihre Reize dabei geschickt einzusetzen wussten. Frauen mit herben Gesichtszügen und kluger Entschlossenheit: Sie waren Täter und niemals Opfer.
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Dass es bis zu ihrem 85. Geburtstag dauerte, ehe man Lauren Bacall wenigstens mit einem Ehren-Oscar abspeiste, war schwer zu rechtfertigen. Wie groß ihr Repertoire war, zeigte sie in wunderbaren Komödien wie „Wie angelt man sich einen Millionär?“ an der Seite von Marilyn Monroe oder im Krimi „Mord im Orientexpress“. Bacall hatte nicht nur in den vier Filmen mit Bogart, darunter „Gangster in Key Largo“ bemerkenswerte Auftritte, auch in den Jahren nach seinem Tod drehte sie mit den Großen der Branche. Immer wieder aber kehrte sie auch ans Theater zurück und ließ sich am Broadway feiern.
Ihr markantes Gesicht blieb dem Publikum erhalten
Anders als viele Hollywooddiven, mit denen sie groß geworden war, zog sie sich im hohen Alter vom Film nie zurück, das markante Gesicht mit dem lässigen Blick blieb dem Publikum erhalten. Der Däne Lars van Trier, bekannt für seine radikalen Filme, holte sie 2003 und 2005 vor die Kamera, unter anderem für den düsteren Bühnenkrimi „Dogville“. „Bei dem ist Make-up verboten, der will, dass immer alle grässlich aussehen“, erzählte sie damals in einem Interview und lachte. Wer so entspannt war wie Lauren Bacall, den konnte auch das nicht schrecken.