Düsseldorf. . Die TV-Branche in NRW hängt die übrigen Bundesländer ab. An Rhein und Ruhr werden so viele Sendeminuten produziert wie in Berlin und Bayern zusammen. Das ergab eine neue Studie von Medienforscher Horst Röper, die am Dienstag in Düsseldorf vorgestellt wurde.

NRW ist Fernsehland Nr. 1. An Rhein und Ruhr werden so viele TV-Minuten produziert wie in den beiden nächst platzierten Standorten Bayern und Berlin zusammen. Das geht aus einer Langzeitstudie des Dortmunder Medienforschers Horst Röper hervor. Sie umfasst die Jahre 2011 und 2012. Am Dienstag wurde sie von NRW-Medienministerin Angelica Schwall-Düren (SPD), Filmstiftungschefin Petra Müller und dem Autor in Düsseldorf vorgestellt.

Röper analysiert die Branche seit 1998. Zu Beginn versuchte er ihr Umsatzzahlen zu entlocken. Das Ergebnis war „niederschmetternd“. Niemand, so lautete seine Schlussfolgerung, wolle sich in seine Bücher sehen lassen.

Deshalb nähert sich der Medienforscher der Branche über einen Umweg. Er fragt Produktionsfirmen ab, wie viele Sendeminuten sie erstellt haben. NRW brachte es 2012 auf 260.000 Minuten. Damit steigerte die Fernsehindustrie ihren Ausstoß zum dritten Mal in Folge.

Unterhaltung dominiert den Markt

Dennoch gab es deutliche Veränderungen. Noch nie wurde in NRW so viel Unterhaltung produziert wie 2012, darunter Showerfolge wie „Schlag den Raab“ in Köln. Fast die Hälfte – 45 Prozent – des produzierten Materials ist Unterhaltung. Umgekehrt gab es noch nie so wenig Information: Dokus, Magazinbeiträge und Talkshows.

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Gerade mal ein Viertel aller Sendeminuten boten Wissenswertes. Ein „Minusrekord“, wie Röper feststellte. Einen regelrechten Einbruch beobachtete er bei der Fiktion. Nur noch gut ein Fünftel – 21 Prozent – waren neue Filme und Serien-Episoden. Grund: Das Fernsehen orderte weniger Serien. Röper zufolge hatte der Knick vor allem mit wirtschaftlichen Problemen der ARD-Filmtochter Degeto zu tun; sie sind nach personellen und strukturellen Änderungen behoben.

Ein Blick auf die Top 20 der Produktionsfirmen unterstreicht die Dominanz von Unternehmen aus NRW. Die Tabelle führt die Firmengruppe MME an, gefolgt von der RTL-Tochter Ufa und ihren Ablegern. Überhaupt sind zehn der 20 größten TV-Produzenten im Raum Köln beheimatet.

Filmstiftung betreibt Standort-Marketing

Die Filmstiftung NRW förderte Produktionen zuletzt mit 35 Millionen Euro. Davon fließen allein 30 Millionen Fördergeld in 100 Filmprojekte wie den ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“. 1,5 Millionen Euro gingen an Entwickler neuartiger TV-Formate. Ei­nes davon zeigte der WDR kürzlich: „Die unwahrscheinlichen Ereignisse im Leben von...Frank Elstner“. Dahinter standen kluge Köpfe: Jan Böhmermann und die Kreativen der Kölner Bildundtonfabrik.

Darüber hinaus pumpt die Filmstiftung aber auch Geld ins Standortmarketing: 3,5 Millionen Euro dienten dazu, architektonische Hingucker in Szene zu setzen.

Zu sehen ist NRW immer mal wieder auch in internationalen Kino-Koproduktionen. So wartet der bereits abgedrehte Film „Autobahn“ mit vier Stars auf, Ben Kingsley, Anthony Hopkins, Nicholas Hoult – und Köln.

Bei Kinoproduktionen liegt NRW immerhin auf Rang 3. 2011 war der Röper-Studie zufolge mit 23.000 Minuten ein „Rekordjahr“, 2012 rangiert immerhin noch auf Platz 2. Letztlich verschwimmen bei Kino und TV die Grenzen: Von der Filmstiftung geförderte Kinofilme landen irgendwann auch im Fernsehen.