Köln. . Am Montagabend zeigt RTL die 5555. Folge der Soap-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Und noch immer liegt die Einschalt-Quote der Zuschauer weit über dem Durchschnitt. Was ist das Geheimnis der Serie, die einst ein australisches Vorbild hatte?

Es gibt nur wenige Serien mit Ewigkeitscharakter. „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ – oder wie Fans sagen: GZSZ – gehört dazu. Bereits 1992 ging die Vorabend-Soap bei RTL erstmalig auf Sendung. Am Montag (11. August, 19.40 Uhr) steht die 5555. Sendung an. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

So sehr Feingeister das Massenprodukt verachten, so sehr wird die Serie von Fans geliebt – wie „Black_Winter“ oder „Kleene201089“, wie sie sich auf der Community-Seite von GZSZ im Internet nennen. Einen Tag ohne die Serie, verraten sie, wollen sie sich „gar nicht vorstellen“. Ähnlich ticken die 1,4 Millionen Facebook-Fans des TV-Dauerläufers.

GZSZ ist im Genre die Nr. 1. Kein Wunder, dass die Soap bei den Quoten in der Regel weit über dem Senderschnitt liegt. Vor kurzem erst titelte der Branchendienst „horizont.net“: „GZSZ beschert RTL gute Zeiten“. Der überdurchschnittliche Erfolg gilt sowohl beim Gesamtpublikum als auch bei den jüngeren, werberelevanten Zielgruppen 14 bis 49 bzw. 59 Jahre.

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Die Berlin-Serie wärmt von montags bis freitags täglich das RTL-Publikum für das 20.15-Uhr-Programm auf. Sie richtet sich erklärtermaßen an ein junges Publikum. Deshalb verhandeln die Folgen Themen aus dessen Lebenswelt, teilweise romantisch überhöht, teilweise mit Bezügen zu gesellschaftlichen Veränderungen. Die Alltagsnähe findet sich übrigens auch in einer öffentlich-rechtlichen Ewigkeitsserie wieder: der „Lindenstraße“.

Karriere-Sprungbrett für Catterfeld, Biedermann und Neldel

GZSZ ist, wie bei TV-Massenware üblich, eine Billigproduktion. Das große Ensemble besteht in der Regel aus jungen Schauspielern. Sie erhoffen sich von dem Auftritt in der Soap so viel Aufmerksamkeit, dass sie sich mittelfristig für attraktivere und damit auch besser bezahlte Jobs empfehlen. Manchen gelang’s. Yvonne Catterfeld mauserte sich zur Entertainerin zwischen TV-Kamera und Pop-Bühne, ebenso Kollegin Jeanette Biedermann, Alexandra Neldel avancierte zur „Wanderhure“. Anderen Darstellern wie Rhea Harder oder Oliver Petszokat gelangen zumindest kleinere Erfolge.

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Im Ensemble gibt es aber auch einen Schauspieler, der mit der Serie alt geworden ist: Wolfgang Bahro (54) ist der Papa der Soap. Als Prof. Dr. Dr. „Jo“ Gerner ist der gebürtige Berliner seit 1993 dabei; er stieg in Folge 185 ein.

Die ersten Folgen hatten übrigens ein australisches Vorbild: die Seifenoper „The Restless Years“ mit 230 Episoden. Sie lieferten den Grundstock in den ersten Jahren. Doch als der Erfolg der deutschen Hauptstadt-Soap alle Erwartungen der RTL-Entscheider übertraf, begann GZSZ ein Eigenleben zu führen, so dass es heute vom Publikum als so deutsch wahrgenommen wird wie Mettbrötchen.