Kopenhagen. . Einmal im Jahr machen Bewohner der Färöerinseln blutige Jagd auf Wale. Tiere werden in seichtes Wasser getrieben und mit Messern aufgeschlitzt. Für viele Färöer ein Kulturgut, für Tierschützer barbarischer Wahnsinn. Nun will der Ex-Baywatch-Star Pamela Anderson mit Aktivisten von Sea Sheperd Tiere retten.

Die Sommer sind blutig auf den Färöerinseln. Die rund 50.000 Nachkommen der Wikinger sind stolz auf ihre Identität. Zu der zählt auch ein – laut archäologischen Funden – über 1000 Jahre altes Ritual: eine tödliche Treibjagd zu Wasser, die sich „Grindadràp“ nennt.

Jeden Sommer werden unterschiedlichste zur Art der Delfine zählende Wale massenhaft in flache Buchten getrieben. Dort angekommen stoßen Färinger ihnen spitze Stäbe tief ins Blasloch am Rücken, um das Echo-Ortungssystem außer Kraft zu setzen. Tierschützer halten das nicht einmal für das Schlimmste. Die Insulaner springen danach in Gummianzügen ins kniehohe Wasser zu den orientierungslos zappelnden Tieren. Mit traditionell angefertigten Messern schneiden sie den Delfinen die Schlagader durch. Weil die Sauerstoff atmenden Meeressäuger selbst unter Wasser bis zu 20 Minuten ohne Sauerstoff auskommen können, verbluten sie, anders als Menschen, bei vollem Bewusstsein. Wenn die Delfine tot sind, werden sie an mit Haken an Land gehievt und aufgeschlitzt. Viele Kinder wohnen dem Spektakel bei.

100 Tote Wale pro Bucht und Tag

I m vergangenen Sommer sind rund 1000 Tiere so umgekommen, zumeist Grindwale. Manchmal gleich 100 an einem Tag in einer Bucht. Weil es auf den Färöer Inseln keine Bäume oder gar Wälder mit Jagdwild gibt, freuen sich alle auf das volksfestähnliche Spektakel, bei dem Raserei und Gewalt akzeptiert sind.

Auf Einladung der amerikanischen Tierschutzorganisation Sea Shepherd hat sich der ehemalige Baywatch-Star Pamela Anderson (47) auf die Färöerinseln begeben. Auch die weltbekannte französische Balletttänzerin Sylvie Guillem und die prominente Seglerin Florence Arthaud sind auf dem Weg. Gemeinsam mit den Aktivisten von Sea Sheperd wollen sie so viele Tiere wie möglich retten. Die Aktivisten sind mit Booten in den flachen Buchten unterwegs, um die Treibjagd zu stören.

Bewohner irritiertüber den Besuch

„Das ist barbarischer und psychotischer Wahnsinn. Die machen das nicht, um zu überleben“, betonte Anderson bei ihrem Aufenthalt. „Es gibt wenige Dinge, die so brutal sind. Es ist nur zur Unterhaltung da, und das ist furchtbar. Ich hoffe, die Leute hier werden eines Tages sagen: ,Haben wir so etwas früher wirklich einmal wirklich getan?“, sagte Anderson der Zeitung „Ekstra Bladet“.

Viele Einwohner reagierten irritiert auf den prominenten Besuch. Anderson sei vielleicht eine gute und hübsche Schauspielerin, aber von den Traditionen auf den Färöerinseln verstehe sie rein gar nichts, so die Meinung. Schließlich sei in ganz Europa die Jagd im Wald erlaubt. Was wir tun, ist nichts anderes, nur eben im Wasser, argumentieren die Insulaner. Zudem seien die Meeressäuger nicht vom Aussterben bedroht.

Ritual soll sozialen Zusammenhalt stärken

Die Treibjagd ist nicht kommerziell. Das Fleisch wird nach der Tradition bei Familie, Freunden und Nachbarn aufgeteilt. Bei jedem landet etwas in der Gefriertruhe. Dieses Teilen der Beute gilt als wichtiges Ritual auch für den sozialen Zusammenhalt, heißt es vom Kulturverband der Insel. Gleichzeitig mehrt sich aber auch einheimischer Protest. Das jährlich wiederkehrende Blutbad sei nicht bekömmlich für den Tourismus.