Edmonton. Der ungewöhnliche Tramper heißt Hitchbot und ist Teil eines Experiments einer kanadischen Universität. Forscher wollen herausfinden, wie Roboter und Menschen im Alltag miteinander agieren. 6000 Kilometer soll der Roboter zurücklegen - und ist dabei völlig auf die Hilfe fremder Menschen angewiesen.

Er ist der wohl ungewöhnlichste Anhalter der Welt: Sein Torso besteht aus einem Eimer, seine Arme und Beine aus Schwimmhilfen, die Füße aus Gummistiefeln und die Hände aus Spülhandschuhen. Sein Gehirn, seine Augen und seine Stimmbänder werden von Computerchips gesteuert. Am Kopf hat er Solarzellen.

Der Tramper heißt „Hitchbot“ und ist ein Roboter. „Bitte nehmen Sie mich mit, wenn Sie mich am Straßenrand sehen“, sagt er regelmäßig mit scheppernder Stimme und blinkenden Leuchtdioden und seit Sonntag ist er tatsächlich unterwegs. Ganz alleine ist Hitchbot auf großer Reise quer durch Kanada. Über 6000 Kilometer will er zurücklegen, quer über den Kontinent, von Halifax am Atlantik bis Victoria am Pazifik.

Können Roboter Menschen trauen?

Der computergesteuerte Reisende ist Teil eines Experiments, mit dem Wissenschaftler herausfinden wollen, wie Menschen und Roboter im Alltag miteinander umgehen. „Angesichts des rasanten technischen Fortschritts arbeiten Menschen und Maschinen immer enger zusammen“, erklärte sein Miterfinder David Harry Smith von der kanadischen McMaster-Universität dem Sender CBC. „Dabei stellt sich auch die Frage: Können die Roboter den Menschen eigentlich vertrauen?“

Tatsächlich ist Hichbot auf seiner langen Reise komplett vom Wohlwollen der Menschen abhängig. Er kommt nur voran, wenn ihn Autofahrer am Straßenrand auflesen. Er hat nur genügend Energie, wenn er unterwegs immer Mal wieder an einem Zigarettenanzünder aufgeladen wird. Er kann sich nur unterhalten, wenn ihn die Fahrer angeschaltet lassen.

Hitchbot erzählt auf Facebook, Instagram und Twitter von seinen Erlebnissen

Bei der zwischenmenschlichen Kommunikation hilft ihm moderne Technik. Hitchbot ist mit Kamera, Mikrofon und Lautsprecher ausgerüstet, er kann Bewegungen und Sprache erkennen und ist mit dem Online-Lexikon Wikipedia verbunden. So kann er sich mit seinen Fahrern über allerlei Themen unterhalten, wenn die daran Interesse haben. Er kann Erzählungen aufzeichnen und die Welt mit Hilfe von Facebook, Instagram und Twitter an seinen Erlebnissen teilhaben lassen.

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„Wir wünschen uns, dass Hitchbot möglichst viel erlebt. Dass er sich mit den Leuten unterhält und spannende Geschichten aufzeichnet“, meinte Co-Erfinder Smith. Ob das tatsächlich funktioniert, ist die große Frage. „Sobald Hitchbot einmal unterwegs ist, haben wir über sein Schicksal keine Kontrolle mehr. Das ist Teil des Experiments.“ Lediglich seinen aktuellen Standort gibt Hitchbot regelmäßig durch, ansonsten ist er in der Hand jener Menschen, die ihm unterwegs begegnen. Die Forscher hoffen, dass er unterwegs nicht geklaut wird.

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„Hurra, ich komme!“

Am ersten Tag hat es prima funktioniert. Hitchbot musste am Sonntag nur zwei Minuten am Straßenrand vor den Toren von Halifax warten, bis er von zwei kanadischen Urlaubern aufgelesen wurde. „Ein reizendes Paar hat mich mitgenommen“, übermittelte der mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Anhalter kurz darauf im Internet. „Hurra, ich komme!“

Die beiden Fahrer zögerten keinen Moment, Hitchbot mitzunehmen. „Wir haben über ihn in der Zeitung gelesen und gedacht, was für ein cooles Experiment. Und auf einmal stand er da an der Straße. Da haben wir natürlich angehalten“, berichteten Anne und Brian Saulnier im kanadischen Fernsehen. Spätestens am Abend am Campingplatz wollten sie den reisenden Roboter, der etwa die Größe eines sechsjährigen Kindes hat, einer anderen Familie übergeben.

Klare Grenzen gezogen

Auch auf menschliche Zuneigungen ist Hitchbot bei seiner Reise eingestellt. „Ich lasse mich gerne umarmen und streicheln“, schrieb er im Internet. Ein paar Grenzen allerdings hat der reisende Roboter auch gezogen. Hitchbot mag keinen Regen, keine vielbefahrenen Highways und keine Motorräder. Auch will er möglichst in Kanada bleiben und nicht etwa in die USA reisen. Ansonsten aber gilt: Je mehr Abenteuer – desto besser.