München. “Wasser für die Elefanten“ beeindruckt Schauwerte. Der Kino-Film entführt sein Publikum in eine nostalgische Zirkuswelt. Was den Leinwand-Streifen im Ersten wirklich sehenswert macht, ist Christoph Waltz. Als Zirkusdirektor ist er selbst in einer Dreiecksbeziehung der Zampano.

Das „Sommerkino“ der ARD ist eine verdienstvolle Einrichtung. Zur besten Sendezeit zeigt das Erste Kino-Filme, die populär sind wie „Ziemlich beste Freunde“ oder brillant wie „Der Gott des Gemetzels“. Am Montag, 20.15 Uhr, steht „Wasser für die Elefanten“ auf dem Programm. Glanz und Elend liegen Seit’ an Seit’.

Der Zweistünder von Francis Lawrence nach einem Roman von Sara Gruen, die auch am Drehbuch beteiligt war, beschwört die nostalgische Faszination des Circus in schwieriger Zeit: Amerika ächzt unter der großen Wirtschaftsdepression. Der Kampf ums nackte Überleben ist in der Zirkuswelt, die Gestrandete anzieht wie Motten das Licht, besonders spürbar. Folgerichtig stellt der Film die labilen Beziehungen in den Vordergrund.

Drei sind einer zuviel

Doch die Welt der Clowns, Akrobaten und Tierbändiger ist nur Kulisse für eine Dreiecksgeschichte, die auf Anziehungskraft von drei Top-Stars setzt: Reese Witherspoon als wasserstoffblonde Zirkus-Diva, Robert Pattinson als menschenfreundlicher Tierarzt und allen voran Christoph Waltz als großer Zampano, der als zynischer Zocker Menschen und Tiere als Spielfiguren sieht, die er bei Bedarf aus dem Zug werfen kann.

Leider funktioniert das Trio nicht richtig. Pattinson, der als Vampir in der „Bis(s) zum…“-Kinoreihe zum Teenie-Idol wurde, spielt gewohnt blutarm, auch Reese Witherspoon agiert bestenfalls routiniert. Jedenfalls stiehlt ihnen Christoph Waltz mühelos die Show, der sich inzwischen als Spezialist für schillernde, ja abgründige Charaktere empfohlen hat. In den meisten Beziehungen sind drei einer zuviel, und so kommt es auch in diesem Film, wie es kommen muss.

Die nostalgische Atmosphäre wirkt liebevoll

Was der konventionell erzählten Geschichte mit einem oberkonventionellen Ende an Tiefe abgeht, ersetzt die 38-Millionen-Dollar-Produktion teilweise durch respektable Schauwerte. Die Zirkus-Atmosphäre wird liebevoll inszeniert, und die nostalgische Atmosphäre einer Ära, die die modernen Zeiten einläutete, wirkt in einer Weise glaubwürdig, wie es nur Hollywood mit seinen großen Budgets gelingt. Niemand sonst kann dem Publikum weismachen, es könne in eine Zeitmaschine einsteigen, um vergangene Epochen zu besichtigen, um am Ende wieder entspannt auszusteigen.