Paris. Fotos von der Absturzstelle des Air-Algérie-Flugzeugs in Mali zeigen verkohlte Trümmerteile. Vermutlich spielte das Wetter bei dem Unglück eine Rolle. Unter den Toten sind vier Deutsche.
Alle 118 Menschen an Bord sind beim Absturz des Flugzeugs in der Sahelzone in Mali ums Leben gekommen. Unter den Toten sind auch vier deutsche Mitglieder einer Familie. Französische Soldaten, die in dem westafrikanischen Krisenland stationiert sind, erreichten in der Nacht zum Freitag das Wrack des Flugzeugs. "Es gibt leider keine Überlebenden", teilte Frankreichs Präsident François Hollande mit. Zur Unglücksursache gab es zunächst keine gesicherten Angaben. Der Absturz der Air-Algérie-Maschine vom Donnerstag war weltweit die dritte Flugzeugkatastrophe innerhalb einer Woche.
Ersten Erkenntnissen zufolge könnten schwierige Wetterverhältnisse eine Rolle gespielt haben. Ein Abschuss durch eine Rakete oder ein Bombenschlag gilt als sehr unwahrscheinlich.
Auf Fotos von der Absturzstelle waren verkohlte Trümmer zu sehen. "Die Maschine ist über der Sahelzone abgestürzt. Der Sand und vor allem der Regen erschweren die Arbeit der Bergungskräfte", sagte der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian. Es gibt Hinweise, dass der Pilot eine Schlechtwetterfront umfliegen wollte. Die Internationale Polizeibehörde Interpol schickte ein Spezialteam, das helfen soll, rasch die Opfer zu identifizieren.
Das Auswärtige Amt bestätigte den Tod von vier Deutschen. Es handelt sich um eine Entwicklungshelferin und ihre Kinder. Die Frau war in Burkina Faso für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) tätig. Das sagte ein GIZ-Sprecher am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts erläuterte: Bis zur Bergung der Leichen und bis zur Aufklärung der Umstände des Absturzes werde noch etwas Zeit vergehen.
"Die Trümmer liegen in einem begrenzten Bereich. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Wrack auf dem Boden zerschellt ist und dass es keine Explosion während des Fluges gab", sagte der französische Verkehrsstaatssekretär Frédéric Cuvillier. Frankreich ist besonders von dem Unglück betroffen, 54 der Insassen waren Franzosen.
Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, man gehe davon aus, dass das Flugzeug wegen schwieriger Wetterbedingungen abgestürzt sei. Auch Algeriens Verkehrsminister Amar Ghoul erklärte, es gebe Hinweise, dass das Unglück mit dem Wetter zusammenhänge.
Wichtige Erkenntnisse erhoffen sich die Ermittler von der Auswertung eines Flugdatenschreibers, der am Freitag an der Unglücksstelle entdeckt wurde. Seine Aufzeichnungen sollen so schnell wie möglich analysiert werden. Die spanische Fluggesellschaft Swiftair erklärte am Freitag, es sei noch zu früh, über die Ursachen zu sprechen.
Sie hatte die Maschine vom Typ McDonnell Douglas MD-83 an die algerische Fluggesellschaft Air Algérie ausgeliehen. Nach Angaben der spanischen Regierung war die Maschine in einem guten Zustand. Alle vorgeschriebenen technischen Inspektionen seien vorgenommen worden, ohne dass es Beanstandungen gegeben habe.
Das Flugzeug war am frühen Donnerstagmorgen auf seinem Flug von Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou nach Algier vom Radar verschwunden.
Laut Swiftair waren auch Passagiere aus Burkina Faso, Kanada, Rumänien und der Schweiz an Bord. Die sechs Besatzungsmitglieder stammten aus Spanien. Swiftair spricht von 116 Opfern, Frankreichs Präsident Hollande nannte am Freitag die Zahl 118.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich erschüttert. "Ich möchte Ihnen und Ihren Landsleuten in diesen Stunden des Schmerzes die Anteilnahme der Menschen in Deutschland und mein ganz persönliches Mitgefühl ausdrücken sowie den Hinterbliebenen der Opfer mein aufrichtiges Beileid übermitteln", schrieb sie dem französischen Staatspräsidenten. Ähnlich äußerte sich Merkel in einem Kondolenztelegramm an den Präsidenten des westafrikanischen Staates Burkina Faso, Blaise Compaoré. Aus dem Land kamen mehr als 20 Opfer.
Das Wrack der Maschine wurde in der Region Gossi nahe der Grenze zu Burkina Faso geortet - nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums unter anderem von einer Aufklärungsdrohne vom Typ Reaper. 1700 französische Soldaten sind in Mali an einem Anti-Terror-Einsatz gegen aufständische Islamisten beteiligt.
Algeriens Präsident Abdelaziz Bouteflika kündigte eine dreitägige Staatstrauer für die Opfer an.
Der Absturz der Air-Algérie-Maschine ist der dritte Flugzeugabsturz innerhalb weniger Tage gewesen: Am Donnerstag vergangener Woche war eine Boeing 777-200 der Malaysia Airlines im Osten der Ukraine abgestürzt - bei dem mutmaßlichen Abschuss kamen 298 Menschen ums Leben. Am Mittwoch starben in Taiwan mindestens 48 Menschen bei der Bruchlandung eines Regionalflugzeugs der Airline Transasia.