Dresden. .
Noch Stunden nach dem schwersten Busunglück in Deutschland seit Jahren bietet die A4 in Dresden ein Bild des Grauens: Ein völlig zerfetztes Kleinbus-Wrack, abgerissene Leitplanken, über die Fahrbahn verstreute Trümmer, ein die Böschung hinabgestürzter Reisebus. Mindestens zehn Menschen starben bei dem Unfall in der Nacht zum Samstag, 69 wurden zum Teil schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft beantragte gestern Haftbefehl gegen den 44-jährigen Fahrer des polnischen Reisebusses wegen Fluchtgefahr. „Wir gehen davon aus, dass er zum Unfallzeitpunkt nicht in der Lage war, das Fahrzeug zu führen, wegen Übermüdung“, sagte Sprecher Lorenz Haase. Das Amtsgericht lehnte den Haftbefehl allerdings ab.
Bei dem verheerenden Unfall war der polnische Reisebus, der nach Westen unterwegs war, gegen zwei Uhr morgens auf einen Bus aus der Ukraine aufgefahren. Durch die Wucht des Aufpralls schleuderte der polnische Doppeldecker über die Autobahn und raste durch die Leitplanke auf die Gegenfahrbahn. Dort krachte er in einen polnischen Kleinbus, stürzte etwa zehn Meter eine Böschung hinunter und überschlug sich. Acht der neun Insassen des Kleinbusses und zwei Menschen aus dem Reisebus kamen ums Leben. 69 Menschen aus den beiden polnischen Fahrzeugen wurden verletzt, 39 davon schwer, neun Opfer schwebten Sonntagmorgen noch in Lebensgefahr. In dem Bus aus der Ukraine, in dem eine Reisegruppe nach Nürnberg fuhr, wurden vier Menschen leicht verletzt.
Viele Reisende hatten Schürfwunden, Prellungen, Brüche oder einen Schock. Im polnischen Fernsehen berichteten Überlebende. „Der Bus stürzte um, ich stürzte, ich weiß nicht, wie es passiert ist“, sagte eine Frau. „Alles ging so schnell.“ Die Frau, die im Doppeldecker hinten saß, wurde von einem der Reisebusfahrer aus dem Fahrzeug gezogen. „Er hat mir das Leben gerettet.“
Bis Sonntagmorgen wurden sechs der zehn Toten identifiziert. Sie alle kommen aus Polen. In dem polnischen Bus waren laut Passagierliste 65 Gäste an Bord, dazu zwei Fahrer und ein Reiseleiter. Nach Informationen des Busunternehmens wurde das Fahrzeug erst kürzlich technisch überprüft. Die Reisegruppe aus der Ukraine setzte ihre Fahrt am Nachmittag nach Nürnberg fort.