Washington. . Kurz vor der Urlaubssaison besteht in den USA die Sorge vor Bomben, die per Detektor nicht zu erkennen sind. Die Angst vor islamistischem Terror ist groß. Bombenbauer sollen eine Technik entwickelt haben, bei der Sprengsätze von herkömmlichen Detektoren nicht mehr entdeckt werden können. Auch das klassische Abtasten bliebe wirkungslos.
In Amerika ist die Angst vor einem Bombenanschlag islamistischer Terror-Netzwerke auf Passagierflugzeuge so stark gestiegen, dass auch an Flughäfen in Europa bald mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen gerechnet werden muss.
Heimatschutzminister Jeh Johnson hat die Transportsicherheitsbehörde beauftragt, in Absprache mit den jeweiligen Ländern und Fluglinien „sichtbare und nicht sichtbare Maßnahmen“ umzusetzen. US-Medien berichteten, dass etwa Schuhe und elektronische Geräte von Passagieren intensiver untersucht werden könnten als bislang. Das dürfte zu Beginn der Urlaubssaison für längere Wartezeiten sorgen.
Der Vorstoß des Ministers basiert auf neuen Erkenntnissen amerikanischer Geheimdienste. Demnach sollen Bombenbauer der Al-Kaida-Abspaltung im Jemen eine Technik entwickelt haben, bei der Sprengsätze von herkömmlichen Detektoren und Scannern nicht mehr entdeckt werden können. Auch das klassische Abtasten bliebe wirkungslos. Anti-Terrorismus-Experten gehen nach Medienberichten davon aus, dass nicht-metallische Explosivstoffe in den Körper eines Selbstmordattentäters implantiert werden. „Die Sicherheitsarchitektur an den Flughäfen wäre damit völlig überfordert“, sagte ein Terror-Fachmann der Denkfabrik CSIS dieser Zeitung.
Bombe in der Unterhose
Dass insbesondere der jemenitische Al-Kaida-Arm um den Sprengstoff-Guru Ibrahim al-Asiri weiter Selbstmordanschläge auf Flugzeuge mit Destination Amerika plant, ist in Geheimdienstkreisen Allgemeingut. Al-Asiri entsandte 2009 den Nigerianer Umar Abdulmutallab an Bord einer Passagiermaschine in die USA. Beim Landeanflug auf Detroit versuchte der Islamist, eine Bombe in seiner Unterhose zu zünden. Mitreisende wurden auf Rauch aufmerksam, der Anschlag missglückte. Ein Jahr später verschickte das Terrornetzwerk als Druckerpatronen getarnte Sprengsätze nach Chicago. Sie sollten an Bord von Frachtflugzeugen über amerikanischem Territorium explodieren. Saudi-Arabiens Geheimdienst deckte den Anschlagsplan rechtzeitig auf.
Die damalige Heimatschutzministerin Janet Napolitano warnte trotz des Fahndungserfolgs vor Erleichterung. „Unsere Gegner sind hartnäckig und haben die Luftfahrt im Visier. Sie werden weiter versuchen, mit noch raffinierteren Methoden eine Bombe an Bord eines Flugzeugs zu bringen.“
Auch Amsterdam und Frankfurt
Durch den Bürgerkrieg in Syrien, an dem sich nach Geheimdienst-Erkenntnissen mehrere Hundert extrem militante Muslime aus Europa und Amerika beteiligen, hat sich aus US-Sicht das Risiko eines Anschlags beträchtlich erhöht. „Viele dieser Kämpfer haben gültige Pässe, könnten ein Flugzeug nach Amerika besteigen, wenn ihnen der Befehl gegeben wird“, sagten Geheimdienstler der „Washington Post“.
Welche Flughäfen betroffen sein werden, wurde bisher nicht bekanntgegeben. Es geht um potenziell 250 Airports weltweit, von denen Direktflüge in die USA angeboten werden. In Europa etwa Amsterdam, Frankfurt, London, Paris und Madrid.