Edmonton. .

Als die Dunkelheit über Moncton einbrach, gingen in ganz Kanada die Lichter an. Überall im Land schalten die Menschen ihre Außenleuchten an – im Garten, auf der Terrasse, vor der Garage. Auf diese Weise wollten sie Solidarität mit ihren Landsleuten in Moncton zeigen – denn die mussten zwei Nächte lang nichts mehr fürchten als die Dunkelheit. Fast 30 Stunden lang hatte ein Killer die Bürger in Angst und Schrecken versetzt, am Freitag zu früher Stunde dann die Erlösung: Nach einer beispiellosen Großfahndung fassten die Ermittler den mutmaßlichen Täter auf einem Gartengrundstück in Moncton.

Michelle Thibadeau erlebte die Festnahme mit eigenen Augen. „Ich zittere noch immer am ganzen Körper. Ich hatte riesige Angst“, berichtete sie im Sender CBC. Gegen 0.30 Uhr waren die Einheiten bei strömendem Regen in ihren Garten im Nordwesten der Stadt einmarschiert. Der Täter hatte sich dort zwischen ein paar Bäumen versteckt. „Er kam mit erhobenen Händen aus dem Dickicht und sagte, dass jetzt alles vorbei sei“, schilderte Thibadeau. Seine Waffen hatte er laut Polizei freiwillig niedergelegt.

Der Killer pflegte diebekannten Feindbilder

Am Mittwoch hatte der schwerbewaffnete Amokläufer, wie berichtet, aus dem Hinterhalt drei Polizisten erschossen und zwei weitere schwer verletzt. Seitdem hatten die Bürger der kanadischen Kleinstadt verängstigt in ihren verschlossenen Häusern ausgeharrt.

Der mutmaßliche Täter Justin Bourque, 24, lebte in einer einfachen Wohnwagensiedlung. Er arbeitete nur unregelmäßig und galt als Einzelgänger und als waffenverliebt. Zum Campen brachte er stets sein Gewehr mit. Er pflegte Kontakte zur US-Waffenlobby und postete düstere Sprüche auf Facebook.

Wie so viele Serienkiller aus den USA pflegte auch Bourque die bekannten Feindbilder: den Staat, die Behörden, die Polizei. Bei seinem Amoklauf hatte er es gezielt auf Uniformierte abgesehen. Passanten dagegen sparte er aus. So auch Caroline Wilson. Die junge Frau war am Mittwoch mit ihrem Hund gerade Gassi gehen, als sie dem Schwerbewaffneten praktisch in die Arme lief. „Ich dachte, jetzt erschießt er mich“, berichtete sie dem Sender CTV. „Doch er blickte mich nur an, dann senkte er das Gewehr – und lief einfach weiter.“