Köln.. Er schien beinahe vergessen. Jetzt, drei Jahre später, ist Andreas Bourani wieder da. Sein Nummer-eins-Hit „Auf uns“ läuft und läuft. Der Trubel verwundert sogar den Künstler. Wenn der Augsburger mit den nordafrikanischen Wurzeln Glück hat, wird der Titel auch das Lied der Fußball-WM.
Er kommt gerade aus Weimar, muss nach Dresden. Es könnten auch Hamburg und Bremen sein oder München und Nürnberg. Denn Andreas Bourani ist derzeit viel unterwegs. „Promotion-Tour“, erklärt er. Für seine Single „Auf uns“ mit der er von null auf Platz eins der Charts geschossen ist. „Ein unglaublicher Rummel“, sagt der 30-Jährige und findet das „Wahnsinn“.
Man hatte ihn ja schon ein wenig abgeschrieben, hatte ihm das Etikett „One Hit Wonder“ verpasst. Weil der letzte Hit „Alles nur in meinem Kopf“ immerhin schon drei Jahre zurückliegt. Aber er war ja nicht untätig. Konzerte hat er gegeben, erst alleine, dann im Vorprogramm von Unheilig. Und dann hat er am zweiten Album „Hey“ gearbeitet, das gerade erschienen ist. Hat Musik komponiert und Texte geschrieben. Über Freundschaft, Liebe, das Leben an sich. „Es gibt Themen, die mich nicht loslassen, die mich immer wieder einholen. Denen folge ich dann.“
Bourani findet, sein Lied strahlt "positive Energie" aus
Manchmal reicht aber auch schon ein schöner Abend unter Freunden. Gutes Essen, kühle Getränke, nette Gespräche. „Am nächsten Morgen habe ich mich hingesetzt und versucht, das Gefühl aufzuschreiben.“ Heraus gekommen ist „Auf Uns“. Über ein Jahr ist das her und deshalb muss Bourani auch immer lächeln, wenn das Lied als „WM-Hymne“ angepriesen wird. Klar, ist nett gemeint, „aber geplant war das nicht“.
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Er kann es aber verstehen. „Es ist ein Lied, das positive Energie ausstrahlt“, findet er. Es geht um Zusammenhalt, darum, füreinander da zu sein. Um einen Augenblick im Leben, der so schön ist, dass man die Zeit anhalten möchte. Auf Abiturfeten wird es gespielt, aber – wie Bourani aus Briefen und E-Mails weiß – auch auf Hochzeiten. „Es passt zu vielen Gelegenheiten.“ Mit dem großen Erfolg aber hat er trotzdem nicht gerechnet. „So etwas kannst du nicht vorhersagen.“
Für dein erstes Album hast du ein Leben lang Zeit
Der gebürtige Augsburger mit nordafrikanischen Wurzeln weiß, wovon er spricht. Er hat ja keine Castingshow gewonnen, ist nicht über Nacht berühmt geworden. Zehn Jahre hat der Erfolg sich Zeit gelassen, obwohl Bourani für seinen Traum, Sänger zu werden, mit 17 die Schule geschmissen hat. Harte Zeiten waren das manchmal aber im nachhinein auch eine gute Erfahrung. „Man muss die Branche langsam kennenlernen.“ Und nicht nur das: „Du weißt deinen Erfolg auch mehr zu schätzen, wenn du so lange dafür gearbeitet hast.“
Manches macht so ein Durchbruch allerdings auch schwieriger. „Für dein erstes Album hast du dein Leben lang Zeit“, lautet ein Spruch in der Branche. Beim zweiten wirft die Plattenfirma gerne mal einen Blick auf den Kalender. Bourani will nicht von „Druck“ sprechen. „Aber da ist natürlich plötzlich viel mehr Verantwortung da.“
Wahlheimat bleibt Berlin
Sein dunkler Lockenschopf ist mittlerweile einem Kurzhaarschnitt gewichen, die Vorliebe für Schmuck an Händen und Armen aber ist geblieben. Genau wie der ganz leichte aber typisch bayerische Singsang in seiner Stimme. Dabei lebt er mittlerweile schon seit sechs Jahren in Berlin, einer Stadt, die ihn „magisch angezogen“ hat, obwohl es hier „anonymer“ ist und der Ton „oft rauer“. Trotzdem will er bleiben. „Ich habe das Gefühl, es ist einfach gerade eine sehr gute Zeit hier zu sein. Die Stadt ist gerade auf dem Höhepunkt.“ Und den Kontakt zu den alten Freunden, „den kann man ja heute über das Internet problemlos halten“, hat er festgestellt. Nur die bayerischen Berge, in denen er – je nach Jahreszeit – Fahrrad oder Ski gefahren ist, „die fehlen mir“.
In den nächsten Monaten hat er aber ohnehin kaum Zeit für sportliche Aktivitäten. Schließlich geht er bald wieder auf Tour (u.a. Bochum, 27. September). Und die will vorbereitet sein. Schon weil es auf die richtige Mischung aus neuen und alten Songs ankommt. Vor allem aber, weil Bourani mehr will, als nur unterhalten. Er will die Besucher „aus ihrem Alltag entführen“, will sie „in den Moment holen“. Vielleicht, damit sie am Ende des Konzerts anstoßen können:
„Auf uns“.