Washington. . Monica Lewinsky hatte als Praktikantin im Weißen Haus ein Verhältnis zum damaligen Präsidenten Bill Clinton. Jetzt hat sie in einem amerikanischen Magazin ein Essay darüber geschrieben, in dem sie sich als als Opfer sieht.
4300 Wörter, verteilt auf sechseinhalb Seiten mit sorgsam choreografierten Fotos. Das politische Washington sitzt derzeit vereint bei einer Lektüre aus der Sparte „gehobener Tratsch“. Monica Lewinsky, die Frau, die Bill Clinton ab 1995 im ovalen Büro außerehelich zu Gefallen war, worüber der damalige amerikanische Präsident erst log und dann beinahe gefallen wäre, hat nach fast 20 Jahren ihr Schweigen gebrochen.
Im Magazin „Vanity Fair“ blickt die heute 40-Jährige auf eine Affäre zurück, wie sie sich weiland John F. Kennedy mehr als einmal leistete. Allerdings ohne sich dabei erwischen zu lassen.
"Zeit, das blaue Kleid zu begraben“
„Es ist Zeit, die Baskenmütze zu verbrennen und das blaue Kleid zu begraben“, schreibt die damalige Praktikantin im Weißen Haus. Und sorgt damit bei Millionen von Amerikanern für ein unerwartetes Déjà-vu. Die Mütze trug die strahlende Lewinsky auf einem Foto, das sie bei einer öffentlichen Umarmung mit Bill Clinton zeigt. Auf dem blauen Kleid soll sich präsidiales Sperma befunden haben. Die Tex-tilie wurde zu einem zentralen Beweismittel im Amtsenthebungsverfahren gegen Clinton. Das 1999 nur scheiterte, weil eine der beiden Kammern des Kongresses, der Senat, kalte Füße bekam.
Auch interessant
Lewinskys Botschaft: Sie will das Kapital endgültig hinter sich lassen und aufhören, „auf Zehenspitzen um meine Vergangenheit und um die Zukunft von anderen Leuten zu schleichen“. An dieser Stelle merkt das Hauptstadt-Kommentariat auf, das mit Vorab-Auszügen auf die Veröffentlichung eingestimmt wurde. „Andere Leute“? Damit kann nur Hillary Clinton gemeint sein, die seinerzeit gehörnte First Lady des Schürzenjägers aus Arkansas.
„Narzisstische, bekloppte Witzfigur“
Lewinsky trägt der früheren Außenministerin nicht mehr sonderlich nach, dass Hillary sie über eine enge Freundin als „narzisstische, bekloppte Witzfigur“ abgekanzelt hatte. „Ich bedaure zutiefst, was zwischen mir und Präsident Clinton passiert ist“, schreibt Lewinsky in dem Artikel mit der weihevollen Überschrift „Scham und Überleben“.
Zum Überleben gehört für sie ganz wesentlich dies: „Klar, mein Chef hat mich ausgenutzt.“ Aber: Die Beziehung geschah „in gegenseitigem Einverständnis“. Der „Missbrauch“ an ihr sei erst eingetreten, „als ich zum Sündenbock gemacht wurde, um seine mächtige Stellung zu beschützen“.
Thema für Hillary Clinton immer noch aktuell
Lewinsky inszeniert sich als Opfer der Umstände. Sie hätte, schreibt sie, bereits Ende der 90er Jahre zehn Millionen Dollar mit ihren Memoiren verdienen können. Warum sie es nicht tat? „Es fühlte sich nicht richtig an.“ Heute sollen ihre Beichte anderen „in deren dunkelsten Stunden der Demütigung“ helfen.
De facto hilft es wohl vor allem Hillary Clinton. Als die 2008 im internen Rennen der Demokraten gegen Obama antrat und verlor, spielte die Affäre ihres Mannes keine Rolle. Sollte Clinton wie erwartet im nächsten Jahr für 2016 ihren Hut in den Ring für das Präsidentenamt werfen, werden die oppositionellen Republikaner nicht davor zurückschrecken, das Thema zu reanimieren.
Rand Paul, einer der aussichtsreichsten Anwärter der Konservativen, hat das „sexuelle Beuteschema“ von Bill Clinton generell als Malus für die demokratische Partei benannt. Nun bleibt genug Zeit, schreibt die „Washington Post“, diesen Unsinn aus der Welt zu reden.