Düsseldorf. .

Seit 40 Jahren ist er Polizist und stolz darauf. Aber der Hauptkommissar (58) kann seinen Beruf derzeit nicht ausüben, weil ein junger Mann (25) schwere Vorwürfe gegen ihn erhebt: Der Beamte habe ihn auf einer kleinen Düsseldorfer Wache vergewaltigt. Gestern begann der Prozess vor dem Landgericht der Landeshauptstadt.

Der 25-Jährige wollte am 13. April auf der Stadtteilwache einen Fahrraddiebstahl anzeigen. Laut Anklage hat der Polizist ihn dann mit verschiedenen Taktiken so verunsichert und unter Druck gesetzt, bis der ihn auf der Toilette oral befriedigte. Der Beamte habe angedeutet, es liege ein Haftbefehl vor, habe ihn durchsucht und unterstellt, er habe Drogen bei sich. Dann habe er ihn aufgefordert, „sich etwas zu überlegen“, um ihn „umzustimmen“.

Mit diesen Angaben hatte der 25-Jährige den Polizisten am gleichen Tag auf einer anderen Wache angezeigt. Der 58-Jährige wurde sofort suspendiert. DNA-Spuren stützten die Vorwürfe: Seine DNA war auf der Unterhose des jungen Mannes gefunden worden. In seinem Genitalbereich wurde eine Mischspur festgestellt, die von dem Opfer stammen könnte. Der Polizist hat bisher geschwiegen.

Auch gestern sagte er noch nichts dazu. Sein Anwalt betonte: „Mein Mandant hat ein großes Interesse daran, dass alles öffentlich zur Sprache kommt, um sich von dem Vorwurf reinzuwaschen.“

Vorausgegangen war eine Diskussion über die Öffentlichkeit des Prozesses. Der Anwalt des 25-Jährigen hatte angekündigt, die Öffentlichkeit ausschließen zu lassen, eventuell schon für die Anklageverlesung, ein sehr ungewöhnliches Vorgehen. Gestern erklärte er, die Zuschauer sollten nur bei der Aussage seines Mandanten den Saal verlassen – das ist üblich bei Opfern von Sexualstraftaten.

Der Verteidiger kündigte an, der Polizist werde sich „umfassend äußern“, sobald er alle Akten kenne. Einige hatte er nicht rechtzeitig erhalten. So sagte der Angeklagte gestern nur zu seiner Person aus und schilderte ein bodenständiges, bürgerliches Leben: 1974 trat er bei der Polizei ein, arbeitete sich stetig hoch. „Ich bin heute noch stolz darauf, Polizist zu sein.“ Mit seiner Frau sei er seit 35 Jahren „sehr glücklich verheiratet“. Mit dem Kauf eines Bauernhofs hätten sie sich einen Traum erfüllt, lebten dort mit ihren Pferden und dem Hund. Er sei nie fremdgegangen: „Ich liebe meine Frau.“

Am 13. Mai will er seine Aussage machen.