Köln. . Erst reagierte der Internet-Versand mit einem Gegenangriff auf die Vorwürfe von RTL an den Arbeitsbedingungen im Verteilzentrum Erfurt. Jetzt hat sich das Unternehmen eines besseren besonnen. Die Kritik von Wallraff-Mitarbeiterin Caro Lobig sollen geprüft werden.

Hat Skandal-Berichterstattung im Fernsehen Wirkung? Günter Wallraff darf das für sich in Anspruch nehmen. Nachdem Wallraff-Mitarbeiterin Caro Lobig vor 14 Tagen Arbeitsbedingungen beim Online-Versand Zalando angeprangert hat, bemüht sich das Unternehmen inzwischen um Schadensbegrenzung.

Fragwürdige Überwachung, Arbeit bis zur Schmerzgrenze

Lobig hatte Zalando in einem Beitrag für RTL vorgeworfen, Mitarbeiter im Verteilzentrum Erfurt, Thüringen, zu drangsalieren. Vorgesetzte, so hieß es, übten unangemessen viel Druck aus, überwachten Mitarbeiter mit fragwürdigen Methoden und ließen sie bis zur Schmerzgrenze arbeiten.

Zalando ging zunächst zum Gegenangriff über. Die 21-jährige wurde wegen angeblichen Geheimnisverrats verklagt.

Die Attacke machte die Lage von Zalando keineswegs leichter. Im Gegenteil: Da der Versand sich an ein junges Internet-begeistertes Publikum richtet, machte die Kundschaft ihrem Unmut logischerweise im Netz Luft. Die Facebook-Seite von Zalando wurde mit wütenden Kommentaren überschwemmt. Zugleich verlor Zalando sogenannte Freunde, sprich: Kundenkontakte. Sie bedeuten für eine Online-Firma bares Geld.

Im Internet erklärte Zalando, die Vorwürfe prüfen zu wollen. Zudem beschloss das Unternehmen erste Korrekturmaßnahmen. So sollen Sitzplätze für erschöpfte Mitarbeiter bereitgestellt werden. Eine Fangprämie für Ladendiebe in Höhe von 500 Euro soll entfallen. Ferner lässt die Firma untersuchen, ob es Datenschutz-Verstöße gebe.