Herne/Münster. .

Es war ein Geldsegen: 6,3 Millionen Euro! Die hatte ein Ehepaar aus Herne 2005 im Lotto gewonnen. Ein Großteil davon ging jedoch wieder verloren. Das Paar hatte den Gewinn bei der Privatbank Merck Finck & Co. in Münster angelegt, die als Anlageform Fonds empfohlen hatte. Das Problem: Die Fonds machten Verluste oder platzten komplett. Wegen falscher Anlageberatung verklagte das Paar die Bank auf Schadenersatz – mit Erfolg. Das Landgericht Münster sprach den Klägern gestern 510 000 Euro plus Zinsen zu.

Der Fall hatte für Aufsehen gesorgt, der Prozess eineinhalb Jahre gedauert. „Wir sind mit dem Urteil sehr zufrieden, auch unsere Mandanten sind extrem erleichtert“, sagte Rechtsanwalt Johannes Wilkmann von der Bochumer Kanzlei Haas & Partner. Wilkmann erwartet die schriftliche Urteilsbegründung am heutigen Freitag. Unter anderem habe das Ehepaar wegen „fehlender Aufklärung über Risiken“ geklagt.

Das Paar hatte den Gewinn nach einem Gespräch mit einem Berater von WestLotto in Münster, einem der bundesweit 16 Standorte, an denen auch Merck Finck & Co. vertreten ist, in sogenannte geschlossene Fonds investiert. Die Lottogewinner gaben ihre beruflichen Tätigkeiten auf: Die Frau kündigte ihren Job als Erzieherin, der Mann seinen in der Stahlindustrie. Ihre Fonds-Rechnung aber ging nicht auf. Die Lottogewinner zogen vor Gericht.

Auch die Tochter des Ehepaares hatte gegen Merck Finck & Co. geklagt. Im April 2014 bekam sie vor dem Landgericht Münster 60 000 Euro plus Zinsen Schadenersatz zugesprochen. Die Eltern hatten ihr 250 000 Euro geschenkt, auch sie steckte das Geld auf Empfehlung der Privatbank in geschlossene Fonds, um aus den Erträgen ihr Studium zu finanzieren. Die Empfehlung dieser Beteiligungen sei wegen falscher Anlage- und Anlegerberatung fehlerhaft, heißt es sinngemäß im Urteil.

WestLotto dementiert Empfehlung

Das Ehepaar hatte auch erklärt, der Berater von WestLotto habe bei dem Gespräch die Bank Merck Finck & Co. in Münster empfohlen. Das dementierte WestLotto-Sprecher Axel Weber: „Wir empfehlen in diesen Gesprächen niemals eine Bank“, sagte er, „diese Entscheidung obliegt den Gewinnern. Die können uns aber eine Bank ihrer Wahl nennen.“